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Berge und Pässe

 

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Letztes Update: 01.09.2007 --- Berge und Pässe

Rumänien 2005

 

 

25.07.2005 Anreise

Kettwig – Düsseldorf - Timisoara (21,93 km)

Mit der S-Bahn zum Flughafen, das kannten wir ja schon: Die Räder demontieren, verpacken, wiegen, zum Sperrgepäckschalter bringen, alles kein Problem. Dann ging es auch schon mit dem Bus über das Rollfeld zu unserem „Flugzeugchen“: 2 Propeller, eine Reihe Sitze rechts, eine Reihe Doppelsitze links und insgesamt etwas eng, aber schwupp, schon waren wir oben, der Rhein wurde immer kleiner und dann flogen wir bis zu den Alpen in den Wolken. Den Plattensee konnte man klar erkennen und sich auch schon ein erstes Bild von Rumänien aus der Luft machen: Große Felder, wenige Dörfer, kaum Wald. Nach ein paar Wacklern setzte die SAAB-2000 rumpelnd auf dem Rollfeld auf. Der Flughafen von Timisoara ist mit „niedlich“ treffend beschrieben, verlaufen kann man sich nicht. Die Räder haben den Flug ähnlich gut überstanden wie wir und wurden flugs zusammengebaut. Knapp 10 km fuhren wir in Richtung Timisoara und fanden den schon vorher per Beschilderung angekündigten Camping. Unter hohen Bäumen mit niedrigen Mäuerchen voneinander getrennt, bekamen wir ein Plätzchen zugewiesen. Unsere Nachbarn sind Italiener, Holländer und Engländer, mittlerweile ist auch ein Radtourist dabei. Timisoara erkundeten wir auf Einkaufstour, brauchten wir doch noch einiges an Lebensmitteln und vor allem Brennspiritus. Timisoara erreichten wir über eine breite, laute und volle Straße mit kreisverkehrähnlichen Kreuzungen, die im wesentlichen Mut und Draufgängertum fordern. Die beiden „Herzen“ der Stadt waren schnell gefunden. Der Platz an der Oper und der Platz der Revolution begeistern sowohl durch ihre Größe als auch durch ihre Lebendigkeit. In einem kleinen Kellersupermarkt versorgten wir uns mit dem Nötigsten und kehrten zum Camping zurück, wo uns das Ankunftsbier beim Zirpen der Grillen gut schmeckte.

26.05.2005 Fahrt nach Lugoj über

Mosnita Noua – Chverescu Mare – Buzias (69,20 km)

Die erste Nacht im Zelt war ungewohnt unbequem. Der ausgedörrte Boden sehr hart, die neuen Super-Leicht-Schlafsäcke irgendwie klebrig, und die angrenzende Straße natürlich vielbefahren und außerdem war in Hörweite eine Disco. Also starteten wir den Tag ziemlich unausgeschlafen, waren aber trotzdem mal wieder um 9:20h abfahrbereit. Mirkos Vorderrad hatte den Flug doch nicht so gut überstanden; eine leichte Acht behinderte das leichte Radeln. Dank der englischsprachigen Campingplatzleitung fanden wir an der Straße zum Bahnhof eine Fahrradwerkstatt. Trotz unserer Unfähigkeit, Rumänisch zu sprechen und eines Mechanikers, der nur Rumänisch sprach, war das Rad gewissenhaft und zügig gerichtet und wir radelten durch Umleitungen und Baustellen und Petrochemie hinaus aus Timisoara in Richtung Buzias, Resita. Gut 10 km dauerte es, bis wir dem Dunstkreis der Stadt entwichen waren. Auf einer zwar grob, aber gleichmäßig asphaltierten Straße radelten wir durch diese absolut platte Ebene. Der Abzweig nach Buzias war nicht zu verfehlen und somit benötigten wir die Karte so gut wie gar nicht. Schnurgerade, manchmal mit kleinen Kurven radelten wir durch Mais-, Sonnenblumen- und brachliegende Felder. Die Autos rasten an uns vorbei, aber immer mit viel Abstand, überhaupt nicht bedrohlich. Langsam wurde das Gelände wellig. Gegen 12.00h erreichten wir Buzias. Mit Ausnahme von zwei oder drei Straßendörfern unterwegs die erste Zivilisation nach zwei Stunden. Nach kurzer Mittagspause machten wir uns auf die letzten 25 km nach Lugoj. Noch war es leicht hügelig, aber am Horizont zeichnen sich schon deutlich die Karpaten ab. Lugoj liegt links und rechts des Timis und weist viele hilfsbereite Menschen auf. Einer, der uns den Weg zum AutoGare erklärt, dann aber, als er versteht, dass wir einen Camping suchen, eine weitere Passantin anspricht, die uns zwar zur richtigen Ausfallstraße führt. Allerdings seien es noch 20 km bis zum Campingplatz. 20 km in die falsche Richtung. Wir fragten also im Rathaus lieber noch einmal nach. Hier sagte man uns, dass es in der Umgebung keinen Camping gibt. Allerdings erhielten wir die Erlaubnis am Flussufer zu zelten. Wer uns von dort verscheuchen wolle, sollte Liviu anrufen, der uns dann noch seine Mobilnummer in unseren Straßenatlas kritzelte. Zelten am Flussufer – cool. Aber ohne Dusche, evtl. mit Obdachlosen, unbewacht … uns fehlte der Mut. Also doch ein Hotel. Wir radelten zum Busbahnhof, dort sollte es einen Stadtplan geben, gab es aber nicht. Aber es gab dort einen Wiener Busfahrer, der uns eine Pension empfahl, und dort auch gleich anrief und uns anmeldete. (Der Busfahrer war vermutlich gar kein Wiener, sonder Siebenbürger Sachse oder Banater Schwabe, der Dialekt klang für uns nur irgendwie nach Österreich.) Jetzt haben wir ein schönes, sogar klimatisiertes Zimmer für 23,- Euro, unsere Räder stehen in einem sicheren Hinterhof. Lugoj ist eine schöne, lebendige Stadt. Links und rechts des Timis gibt es viele hübsche oder mal hübsch gewesene Häuser. Gefällt uns gut hier. Markt, Brot, Wasser – alles was wir brauchten, gibt es hier. Abends waren wir in der zur Pension gehörenden Pizzeria essen. Landestypischer Salat mit landestypischem Aufschnitt, landestypisches Bier und – landestypische Pizza?! Sehr lecker. Ach, und ganz vergessen habe ich das Mädel, dass uns sagte, dass die orthodoxe Kirche geschlossen sei, der Vater aber deutsch spräche, und wir somit ein nettes deutsch-rumänisches Gespräch mit der ganzen Familie hatten.

 27.07.2005 Fahrt nach Caransebes über

Olosag – Stiuca – Zgribesti - Sacu (60,19 km)

Nach ruhiger Nacht, und improvisiertem Frühstück auf dem Zimmer verabschiedeten wir uns von dem Englisch sprechenden Kellner, luden noch Wasser zu und holperten auf Kopfsteinpflaster hinaus in Richtung Stiuca. Der Straßenbelag wurde immer besser, das Gelände stieg stetig leicht an und die Landschaft wurde zunehmend hügeliger. Aus dem Morgendunst tauchten nach und nach die Südkarpaten auf. In Stiuca gab es dann die Überraschung des Tages: Es führte eine Asphaltstraße  in das Dorf hinein, die von Lugoj kam und auf der wir kamen, und zwei Pisten hinaus. Ein grob gekiester Feldweg sollte uns nach Angaben der Dorfbewohner nach Zgribesti bringen. Und so war es dann auch. Nach ca. 7 km staubiger Geröllpiste erreichten wir ein Dorf und wurden von kläffenden Hunden begrüßt. Das zugehörige Frauchen war eine sehr hilfsbereite Omi, die uns davon abriet in Richtung Brebu weiter zu fahren, jedenfalls verstanden wir sie so. Wir holperten also weiter auf der Dorfstraße in Richtung Sacu. Hinter dem Dorf trafen wir auf einen Hirtenhund, seinen Hirten und ihre Schafherde und auf große, mit Wasser gefüllte Schlaglöcher, die so breit waren wie der Weg selbst. Der Hirte versicherte uns, dass es noch einige von diesen Wasserlöchern gibt und behielt Recht. Also waren wir gezwungen, immer durchs Gestrüpp so gut es ging um die Wasserlöcher herum zu schieben. Der Weg wurde zusehends schmaler und unwegsamer. Auf einer Kuppe bei einem Kruzifix schöpften wir Mut, konnten wir doch eine Kirche erkennen, die zu einem Dorf nahe Sacu gehören musste. Der Weg wurde nun auch wieder besser und mauserte sich von einem befestigten Stück Acker zu einer ausgewachsenen Piste. Vorm Dorf zweigt eine weitere Piste Richtung Sacu und E70 ab. Nach insgesamt 15 km Piste und Pfad standen wir auf der Hauptstrasse Richtung Caransebes. Hier machten wir erst einmal ausgiebig Mittagspause und zogen ein Fazit. Weiße Straßen, die nicht kilometriert sind, gibt es eigentlich gar nicht, oder nur auf der Karte. Die 21 km bis nach Caransebes auf der nicht so stark befahrenen E70 waren zügig absolviert. Caransebes vorm Timis ist hässlich und heruntergekommen, das Zentrum empfängt den Besucher mit Park und kleiner Fußgängerzone, macht aber ansonsten einen eher armen Eindruck, wirkt auch nicht so pittoresk wie Lugoj. Wir kommen in einem Hotel unter und essen in einem für rumänische Verhältnisse total noblen Biergarten leider nicht landestypisch, aber reichhaltig zu Abend. Der Radtourist aus Timisoara ist auch eben angekommen.

28.07.2005 Fahrt nach Simeria über

Straße 68 – Hateg – Calan – Simeria Veche (116,26 km)

Heute Morgen erwachten wir wegen des Straßen- bzw. Stadtlärms ziemlich früh, frühstückten wieder unser eigenes Zeug und saßen schon um 8:15h auf dem Fahrrad. Schnell noch Wasser tanken und auf ging’s. AUF trifft die Sache. Bis zur Passhöhe waren es 47 km und 450 Höhenmeter eine mit durchschnittlich also 1% sehr moderate Steigung aber eben 47 km lang. Bistra, Zavoi, Bautar, Bucova, … die Straßendörfchen wurden immer verlassener, die Häuschen immer heruntergekommener, die Autos immer weniger, die Menschen immer erstaunter. Die letzten 3 km ging es mit 7% hinauf zur Passhöhe. Es war heiß, der Gegenwind wegen der vielen Kurven nicht mehr kühlend und wir gerieten ganz schön ins Schwitzen. Und dann hatten wir es endlich erreicht, das Eiserne Tor Transsilvaniens, 699 m ü. NN. Zum Glück gab es einen Höhenstein, ansonsten hätten wir nur an der beginnenden Abfahrt bemerkt, dass wir oben sind. Links und rechts waren bewaldete Berge zu sehen, sonst war dort nichts. Insgesamt war die Landschaft sehr grün und fruchtbar, immer wieder sahen wir Menschen ihre Felder bearbeiten. Die Karpaten erhoben sich zunächst als fünf- bis sechsfache Bergkette am Horizont, rückten aber schnell näher. Sie sind steil, beginnen fast aus dem Nichts, und sind unglaublich grün. Vom Pass rollten wir hinab zunächst zur römischen Ausgrabungsstätte Ulpia Traiana Sarmizegetusa. In einem schönen Holzpavillon machten wir eine ausgiebige Mittagspause. Dann rollten wir weiter hinab nach Hateg. Mal wieder ein belebter Ort. Und dort trafen wir eine „folgenschwere“ Entscheidung. Etappenziel sollte eigentlich Hunedoara (Eisenmarkt) sein, aber auf dem Weg dahin wäre wohl noch ein Berg zu überwinden gewesen. in Simeria sollte es einen Campingplatz geben. Bis dahin war es zwar doppelt so weit, aber es ging ja immer am Fluss entlang. Um morgen eine kürzere Etappe nach Alba Iulia zu haben, um endlich die Wäsche aufhängen zu können und das Zelt mal wieder zu benutzen, entschieden wir uns für die Weiterfahrt nach Simeria. Von Hateg aus ging es zunächst mal gute 100 Höhenmeter bergauf und dann hinab und fas schnurgerade auf der E79 auf Simeria zu. Dafür, dass die Straße eine wichtige Verbindungsstraße ist, war sie sehr schlecht asphaltiert. In stetigem Slalom (wegen der Schlaglöcher) fuhren wir durch die backofenwarme Ebene, durch riesige verrottende Industrieanlagen. In Simeria fanden wir sofort den Hinweis zum Camping mit Complex turistico. Aber der Campingplatz war „closed“, wohl schon länger. Ein Hotelzimmer gab es allerdings für uns. Für vergleichsweise viel Geld (45 Euro) gibt es ein großes Bad und Frühstück. Der „Complex Turistico“ besteht aber nur aus dem Hotel – ohne Restaurant. Also ging es zum Abendessen 5 km zurück in die zwar sehr belebte, aber hässliche Industriestadt Simeria. Immerhin gab es dort einen Biergarten mit Pizza und Sandwich und einer netten englischsprachigen Bedienung, die wissen wollte, ob wir auf einen „trip around the world“ seien. So, jetzt ist der Bericht schon fast solang geworden wie die Etappe.

29.07.2005 Fahrt nach Alba Iulia über

Simeria – Uroi – Geoagiu – Baldiana – Vintu de Jos (69,19 km)

Mit Kaffee, Schokocroissant, Ei mit Schinken und Käse begann für uns ein schöner Tag. Ein Tag für Rouleure sozusagen. Verpflegung für die Etappe kauften wir in Simeria, überquerten den Mures und rollten gut gelaunt über eine gut asphaltierte Straße durch den sich langsam lichtenden Dunst. Nach einigen Kilometern fielen uns am Flussufer einige Menschen auf, die Gruben aushuben und irgendetwas aufstapelten. Bei genauerem Hinsehen erkannten wir, dass dort Lehmziegel hergestellt werden. Die Lehmgruben wurden ausgehoben, die Erde mit Wasser vermischt und darin herumgetrampelt, von Kindern. Ein Mädchen strich den Lehm in die Form und die Rohlinge wurden dann zum Trocknen ausgelegt bzw. zu Öfen aufgeschichtet und „gebrannt“. Einige Frauen und kleine Kinder saßen bei ein paar Hütten aus Ästen und Stroh zusammen. Vermutlich beobachteten wir eine Sippe Sinti oder Roma bei ihrer Arbeit. Das beklemmende Gefühl das dieser Anblick in uns auslöste verstärkte sich noch als wir ein paar Kilometer weiter einen kleinen Jungen auf einer Müllkippe in einem Sack wühlen sahen. Jetzt beim Niederschreiben fällt es ähnlich schwer wie heute morgen, sich wieder der Landschaft und der Strecke zuzuwenden, so tief haben sich diese Eindrücke, die man bislang nur aus dem Fernsehen kannte –wenn überhaupt- eingeprägt.

Die Fahrt führte uns wieder entlang des Mures und wir hatten die dritte sehr viel schönere Begegnung auf dieser Etappe. Beim Kirschen- und Mirabellenpflücken fürs Mittagessen (die Bäume stehen am Straßenrand und die Früchte fallen -fast überreif- schon hinunter) sprach uns ein Mann mit geschultertem Ackerwerkzeug an und wir interpretierten es als: „Wohin wollt ihr?“ – „Nach Alba Iulia!“ Dann setzte ein Redeschwall ein, in dem Worte vorkamen wie Brücke, Straße gut, schlecht, links und eine Reihe von Ortsnamen. Oder zählte er auf, wie viele Kinder und Enkel er hat?! Wir blickten ihn verständnislos an und er wiederholte es gern, bei jedem Wort blitzten seine Zähne und er erinnerte uns stark an Ian Flemings „Beißer“. Diese rumänische Ausgabe ist allerdings wesentlich freundlicher. Als wir ihn immer noch nicht verstanden, begann er lauter zu sprechen, was natürlich nicht wirklich zu einer besseren Verständigung führte. Als wir ihm dann unsere Karte unter die Nase hielten, gab er uns zu verstehen, dass er schon alt ist und  dass er nicht mehr lesen kann. Nachdem er uns noch einige Erklärungen oder Erzählungen von zu Hause mit auf dem Weg gegeben hatte, wünschte er: „Drum Bun!“ und ging weiter. Wir pflückten weiter und setzten ebenfalls unsere Fahrt fort. Hinter der nächsten Kurve im Ort Geoagiu trafen wir den „Beißer“ wieder und er lotste uns über eine  von Ferne zusammengeschweißte, offensichtlich provisorische Stahlbrücke. Es sollte wohl eine Abkürzung sein, und stellte sich tatsächlich auch als eine solche heraus, was ja in solchen Situationen nicht immer der Fall ist. Weiter ging es dann – mittlerweile auf einer Sandpiste, die aber gut zu befahren war – durch transylvanische (also hinterwäldlerische) Dörfer bis zum ausgesuchten Pausenort Baldiana. Erfrischung im Flüsschen, Brot, Kirschen, Mirabellen, Joghurt, Wasser und dass alles inmitten einer Kuhherde, die einmal kurz zum „Wassertreten“ von ihrer Wiese in den Fluss geführt wurde. Die Weiterfahrt begann auf Asphalt, dann kamen Schlaglöcher, dann Sandpiste, in den Dörfern sieht man Gänse- und Truthahnfamilien, pennende Hunde und erstaunte Bewohner. Außerhalb der Dörfer sieht man Bauern auf ihren schrebergartenähnlichen (natürlich größer) Feldern und Wiesen heuen und die typischen Heuschober aufschichten. Dann prescht mal wieder ein mit Heu beladenes Pferdefuhrwerk an uns vorbei und der Abzweig nach Alba Iulia ist erreicht. Über die E81 erreichen wir die Brücken von Alba Iulia über den Sebes, den Mures und die Bahn. Durch den Industrie- und Gewerbegürtel der Stadt erreichen wir das Zentrum. Jetzt ging’s los wie gewohnt: Das Rathaus finden, das Rathaus haben wir nicht gefunden. Dann eben direkt den Camping finden, also Taxifahrer fragen, der sagt zurück zum Fluss, da gäbe es sogar zwei! Der erzählt doch Unsinn, dachten wir, denn wir hatten ja auf unserem Weg keinen gesehen. Also Tourist-Office ansteuern, es gibt aber gar keines, oder wir fanden es nicht, also musste es ein Reisebüro auch tun. Info dort: Camping gibt’s keinen, aber Hotels. Ein günstiges zurück, am Mures! Und hier im Centru? Ja, gibt’s auch, das Transilvani, das ist auch noch besser! Also fuhren wir zum Transilvani, haben den Preis gesehen, und sind wieder weggefahren. 1,9 Mio. war uns zu viel. Dann haben wir uns noch einmal auf die Suche nach dem Rathaus begeben, eine Tankstelle gefunden, und dort den Tipp „Hotel Cetate“ bekommen. Hingefahren und die Altstadt, bzw. das Kastell gefunden und eine kommunistische Bummel-Meile und tatsächlich auch das Hotel. Es ist mit seinen zehn Stockwerken allerdings auch schwer zu übersehen. Mittlerweile waren wir auch bereit, die hier geforderten 2 Mio. zu zahlen. Weil: Nützt ja nichts! Wir bezogen also unser Zimmer in diesem Vorzeige-Hotel und verbrachten den verbleibenden Nachmittag mit einem Bummel durchs Kastell und die orthodoxe Kathedralen-Anlage und die Plattenbaueinkaufsmeile, um es uns abends im Pub am Kastell über den Dächern von Alba Iulia bei endlich mal einheimischer Küche gemütlich zu machen.

30.07.2005 Fahrt nach Sibiu (Europäische Kulturhauptstadt 2006) über

Sebes – Cilnic – Miercurea Sibiului – Cristian – also immer auf der E86/81 (94,63 km)

Heute gab es Frühstücksbuffett im kommunistischem Prunksaal, dann nur noch zweimal mit dem abenteuerlichen Lift fahren, Verpflegung im Alimentar gegenüber aufnehmen und los geht’s. Gute 70 km Bundesstraße lagen vor uns – einzige Verbindung von West nach Ost. Sebes erreichten wir zügig. Ein hübscher Ort mit einem Prunkbau (Renaissance/Barock??) dessen  Giebelinschrift uns ein wenig verwirrte: „Bildung ist Freiheit“. Nun gut, man spricht eben auch deutsch in Transilvanien. Die Kirche war leider hinter einem Zaun verschlossen, so dass wir uns den im Reiseführer beschriebenen Hochaltar gar nicht anschauen konnten. Auch den Abzweig nach Rapa Rosie fanden wir trotz Vorwegweiser nicht, so dass uns auch die roten Steinskulpturen vorenthalten wurden. Na ja, über lange Wellen ging es gut dahin. Der Abzweig zum Weltkulturerbe Cilnic war schnell erreicht. Hier ging es 80 Höhenmeter auf schlaglochreicher Straße hinauf, dann langsam durch erntende Bauern hinab. Die alte Kirchenburg ist gut erhalten und wird liebevoll gepflegt. Natürlich stiegen wir auf den Glockenturm. Eine steile winklige Holzleiterkonstruktion führte uns hinauf zur „Aussichtsplattform“, ebenfalls bestehend aus wackligen Holzplanken. Ein bisschen Mut war notwendig. Immerhin gab es einen „Sicherheitszaun“ mit Fotografier-Aufklapp-Bullaugen. Von unserem Plan „hintenrum“ nach Garbova und von dort aus zurück auf die E86/81 zu fahren, wurde uns abgeraten. Der Weg sei wieder Mal zu schlecht. Also radelten wir zur Hauptstraße zurück und ab jetzt waren es keine langen Wellen mehr, sondern echte Steigungen. Mit sieben oder acht Prozent, ging es hoch, ein Stück bergab, aber man sah schon wieder den nächsten Berg. Bei fast 40°C und so gut wie keinem Schatten war es sehr Kräfte zehrend. Ca. 10 km vor unserem geplanten Mittagsstopp führten wir uns noch einmal etwas Zucker zu und dann kam eine lange, lange Steigung (8% ca. 4 km) hinauf auf ca. 600 m ü.NN (dort war Schieben erlaubt). Ich weiß nicht, wie lange wir hinauf brauchten, aber im Gegensatz zu vielen Autos ging uns nicht das Kühlwasser aus. Von oben rollten wir hinab, Saliste lag eher abseits der Straße, also weiter. Bloß Schatten finden. In Sacel gab’s ein paar Stufen vor einem ehemaligen Konsum: Perfekt. Kaum hatten wir angehalten, kam ein Radtouri vorbei: Jörg aus Leipzig, der schon länger unterwegs war. Gemeinsame Pause, Austausch … und nach ca. einer Stunde fuhr jeder in seine Richtung. Zwei Anstiege noch, dann rollten wir hinein nach Sibiu. Gewittertürme drohten am Horizont, Donnergrollen. Trotzdem fuhren wir hinaus zum Campingplatz. Er war schön, aber bevölkert von Tausenden von Motorbikern, die auch nichts besseres zu tun hatten, als über den Platz zu knattern. Ein Höllenlärm! Wir schauten uns an: NEIN! Also wieder zurück in die Stadt. Mit Hilfe des Radwanderführers „Siebenbürgen“ fanden wir das Tourismusbüro. Natürlich hatte es schon geschlossen. Also suchten wir nach der Pfarrei, fanden auch deren Gästehaus. Erst war kein Zimmer frei, dann doch, schließlich dann doch nicht. Im „Kultours-Büro“ sprach man Deutsch und half uns gerne weiter. Per Telefon fand man ein Zimmer in einer Pension etwas außerhalb des Centru. Wir waren super-froh. Mittlerweile war es 18.30h, wir waren dreckig, kaputt und hungrig. Das Zimmer in der Pension „Kon Teki“ ist sehr schön, hat einen Balkon und machte uns sehr glücklich. Endlich, endlich duschen und das Salz von den von der Sonnenallergie geplagten Armen waschen. Essen gab es in einem etwas merkwürdigen Restaurant bei einer Bingohalle mit sehr verwirrtem Kellner, der nicht verstand, dass wir beide das gleiche wollten. Kaum hatten wir dann – nacheinander - aufgegessen, bekam ich Magenkrämpfe und wir rannten ins Hotel zurück. Durchfall, nicht das auch noch. Jetzt, am nächsten Morgen ist alles gut. Bin ich froh, dass Ruhetag ist. Und freue mich auf eine ruhige, stressfreie Stadtbesichtigung.

31.07.2005            Stadtbesichtigung Sibiu

Wieder einmal verbrachten wir eine laute Nacht, denn eine Hochzeitsgesellschaft feierte im Saal der Pension ausgiebig. Nach leckerem Frühstück wuschen wir zunächst unsere Klamotten und brachen dann zur Stadtbesichtigung auf. Zur Gottesdienstzeit am Sonntagmorgen mussten die Kirchen zunächst warten. Wir schlenderten also zur Piata Unirii und beobachteten die zum Gottesdienst gehenden oder von der Messe kommenden Menschen und gingen ein Stück an der noch gut erhaltenen Stadtmauer entlang und begannen mit der Kirchenbesichtigung bei der orthodoxen Gemeinde. Hier trafen wir wieder auf eine Hochzeitsgesellschaft, die sich vor der Kirche formierte und sahen dann noch eine Weile bei einer Taufe in der Kirche zu. In der Kirche gibt es keine Bänke, sie ist reich ausgemalt und düster. Laut Reiseführer soll die Kirche der Hagia Sophia nachempfunden sein. Die katholische Kirche ist außen wie innen barock und erinnert an die Kirchen Süddeutschlands. Die hochgotische evangelische Kirche ist schmuckloser und beherbergt die größte Orgel Siebenbürgens. Nach so vielen Kirchen schlenderten wir noch über den bunten Markt und kauften eine leckere Wassermelone zum Mittagessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit Siesta und Tourumplanung: Bukarest oder Donaudelta? Außerdem erhielten wir die Auskunft beim Info-Büro Kultours, dass morgen wegen des Festivals in Sighisoara dort keine Unterkunft zu bekommen sein wird. Also werden wir diese auch recht lange Etappe durch Zwischenstopp in Medias splitten. Abends gab’s dann mal wieder Pizza auf der Piata Mica. Ach ja, gefeiert wurde auch heute wieder in unserer Pension, aber zum Glück nicht ganz so lange.

01.08.2005 Fahrt nach Medias über

Slimnic – Seica Mare – Copsa Mica (Strada 14, 57,97 km)

Auch heute dauerte es etwas länger. bis die Frühstücks-Omi uns alles gebracht hatte. Da wir ja aber nur bis Medias wollten, also eine recht kurze Etappe vor uns lag, machte uns das nichts aus. So radelten wir erst gegen 9:30h aus Sibiu hinaus. Die Strada 14 ist nicht sonderlich stark befahren, dafür aber sehr gut asphaltiert. Da wir in Richtung Norden, also von den Karpaten weg radelten, wurde das Gelände wieder etwas flacher, nicht ganz ohne Steigungen, aber gut fahrbar. Hinter Sura Mare ging es 110 Höhenmeter hinauf und nach Slimnic folgte ein ca. 3 km langer Anstieg. Alle anderen Steigungen waren kurz und fahrbar, auch bei 40°C. In Slimnic bogen wir zur mächtigen Kirchenburg ab. Eine steile Schotterpiste ging es hinauf, da war links ein Tor, an dem wir die Räder abstellten. Zu Fuß ging es unterhalb der Ruine auf einem Pfad weiter. Zwei bellende Hunde verrieten uns, wo der Eingang war. Sie verrieten auch dem sehr verwaschen Deutsch sprechenden „Burgherren“, dass Gäste kamen. Er öffnete uns die Tür, bat uns freundlich herein, versorgte uns mit einem deutschsprachigen Infoblättchen und dann durften wir uns in der Ruine umsehen, während er weiter pinselte. Viel war bis auf die Grundmauern nicht mehr erhalten. Bis auf –natürlich- der Glockenturm. Über noch waghalsigere Leitern als in Cilnic gelangten wir nach oben und wurden mit einem wirklich tollen Rundblick über die Kirchenburgruine, Slimnic und sein Umland belohnt. Allerdings verschwanden die Karpaten, wie an bisher jedem Tag im Dunst. Die Glocken des Turms sind noch intakt, das Läuten ist jedoch bei Geldstrafe verboten. In den folgenden Orten Rusi, Seica Mare und Agarbiciu gab es weitere Kirchenburgen. Ab Copsa Mica wurde der Verkehr etwas dichter. Das eigentlich sehr schöne Tarnova Mare-Tal ist hier mit nicht mehr aktiver Industrie verbaut. Riesige, schwarze, vor sich hingammelnde Anlagen verschandeln die Landschaft. Copsa Mica (mica=klein) ist eigentlich groß; viele Menschen haben hier gelebt und in den Industrieanlagen (Kraftwerke, Montanindustrie) gearbeitet. Jetzt sind sie arbeitslos, sitzen am Straßenrand und pfeifen und johlen Bierflaschen-schwenkend hinter uns her.

Die Kirchenburg in Medias ist schnell erreicht, das evangelische Pfarramt schnell gefunden und innerhalb der Mauer gibt es eine luxuriöse Unterkunft für uns. Schlafzimmer, Bad und Miniküche mit Kreuzgewölbe, dazu ein Arkadengang vor den Fenster in den Innenhof der Anlage. Hier fühlen wir uns sehr wohl. Medias’ Altstadtzentrum ist gut erhalten und hübsch restauriert, aber auch schnell erkundet. Außerhalb der alten Stadtmauer ist es eher hässlich. Wir kauften ein, bummelten über den Markt und werden gleich endlich mal wieder selbst kochen! Es scheint, als ob ein Gewitter aufzieht. Wäre ja nicht schlimm, wenn es sich mal etwas abkühlte.

 02.08.2005 Fahrt nach Sighisoara über

Saros Pe Tarnave – Biertan – Dumbraveni (62,31 km)

Das Gewitter gestern Abend blieb fern. Nur die Blitze konnten wir sehen. Beim Frühstück auf unserer „Terrasse“ fielen jedoch ein paar Tropfen. Geweckt wurden wir heute um 7:00h durch das Rasseln der Brunnenkette. Bei sich allmählich lichtenden Wolken  und schwülen 25°C fuhren wir aus Medias heraus und erreichten den Abzweig nach Biertan zügig auf welliger gut asphaltierter Straße bei wenig Verkehr. In Saros Pe Tarnave hatten wir einen weiteren bemerkenswerten Kontakt mit Einheimischen. Wir hatten gerade Trink- und Bonbonpause (das Wasser schmeckt dann nicht ganz so fad) eingelegt, als ein Mädchen auf uns zu kam und uns anstrahlte. Wir hielten ihr auch ein Bonbon hin, was sie natürlich gerne nahm. Dann hatte sie allerdings, na ja, sagen wir mal: Lunte gerochen. Sie fragte nach Geld, das wir ihr angesichts der ca. zehnköpfigen Kindergruppe, die plötzlich aufgetaucht war und unsere Räder umzingelte, natürlich nicht gaben. Aufsteigen und schnell weiter. (Vielleicht war unser Verhalten feige und/oder arrogant, aber der Moment in dem von überall her Kinder „auf uns zuhielten“ hatte etwas Bedrohliches, auch wenn es nur Kinder waren.)

Der Weg nach Biertan entlang des gleichnamigen Baches steigt langsam an und führt durch die Einsamkeit durch ein malerisches Tal bis ins Dorf. Die Kirchenburg (UNESCO-Weltkulturerbe) sieht man schon aus der Ferne. Unter dem großen Kirchendach verbirgt sich ein spätgotisches Netzgewölbe über dem Langhaus. Die Wälle und Türme sind gut erhalten, aber nicht zu besichtigen. Der Burgplatz wird neu gepflastert und es ist davon auszugehen, dass der Eintrittspreis demnächst nicht mehr nur 40.000 LEI betragen wird. Zurück ging es zur Hauptstraße und dann „mal eben“ die restlichen 20 km abstrampeln. Wäre da nicht kurz vor Sighisoara ein ca. 100m Anstieg mit allerdings sehr schöner Abfahrt gewesen. Im Ort waren 2, in Worten: Zwei Campings ausgeschildert. Wir folgten der Beschilderung, die im Reiseführer beschrieben ist, brachen aber den Anstieg zur Villa Franka + Camping auf ca. halber Höhe ab. Zu weit wurde uns der Weg zwischen Camping und Altstadt (Burg) und zu steil der Weg wieder zurück zum Camping, der auf dem Gegenhang zur Cetate liegt. Wieder im Ort fanden wir dann den zweiten Camping, der eigentlich das Freibad ist, und reichlich Platz auf der eigentlich kleinen Wiese bot. Im angrenzenden Clubhaus vom „FC Lokomotive-Dynamo-oder-was-auch-immer-Schässburg“ gab es eine Art Dusche und wir hielten erst einmal bis ca. 17:00h Siesta. Dann brachen wir zur Besichtigung der Burg und der Stadt auf. Durch die Unterstadt, durch den Uhrturm, auf den Uhrturm, über den Burgplatz, an der Mauer entlang, die Schülertreppe hinauf, um die Bergkirche herum, die Schülertreppe wieder hinunter. Mittelalterliche Stimmung kommt zwar nicht auf, aber Sighisoara ist eine beeindruckende Anlage, die einen Vergleich mit Carcasonne in Frankreich nicht zu scheuen braucht. Carcasonne ist sicherlich die größere und gewaltigere Anlage, gehört aber in vollem Umfang den Touristen. Hier ist es noch so, dass die Oberstadt abseits der Hauptstraße noch den Einheimischen gehört. Wie lange wohl noch?

Auf dem Campingplatz ist mittlerweile eine Horde Rucksacktouristen eingetroffen, um nicht zu sagen eingefallen. Also „flüchteten“ wir in ein Restaurant der Unterstadt und aßen eine schöne, typisch rumänische „saure“ Suppe. Ach, die ist aus? Na ja, dann eben das bestimmt hervorragende, transilvanische Hünchenragout quasi wie bei Muttern. Gibt’s heute auch nicht? Hm,… dann nehmen wir die gegrillte Hühnerbrust (= Piep de Pui: Lustig, lautmalend diese Sprache…) mit Pommes und Krautsalat.

03.08.2005 Fahrt nach Rupea über

E 60 - Saschiz – Bunesti (57,80 km)

Die Nacht war laut (am Ende kamen wir überhaupt nur auf drei wirklich ruhige Nächte). Zunächst gab es Musik aus der Poolbar, dann Palaver aus dem Rucksack-Camp, und ab 3.00h Autoradiomusik und eine Diskussion über die verschiedensten Biersorten im rumänischen Zeltlager auf der anderen Seite des Weges. Früh waren wir wach, packten das kondenswassernasse Zelt ein, und lagen um 8:45h auf Strecke. Noch war es nicht so heiß, die Hügel nicht allzu steil und die Straße wenig befahren. Hinter Vanatori und Bunesti waren zwei längere Steigungen mit 80 und 100 Höhenmetern zu überwinden, ansonsten war heute Genussradeln durch einsame Landschaft angesagt. Rupea erreichten wir kurz nach 12:00h, da lag der Gedanke nahe weiter zu fahren. Aber, wohin? Unsere Route führte uns nicht direkt nach Brasov, sondern wir wollten auf einem Schlenker am Olt entlang fahren. Die nächste Häuseransammlung war 30 km entfernt und ob es dort wirklich eine Unterkunft gibt? Selbst hier, im vergleichsweise großen Ort Rupea gab es nur ein Motel für LKW-Fahrer und der Pfarrer der evangelischen Gemeinde war nicht aufzufinden. Letztendlich blieben wir in Rupea und holten etwas Schlaf auf. Gegen Abend wollten wir noch die Kirchenburgruine über der Stadt in Augenschein nehmen, die war aber verrammelt und ist wahrscheinlich noch nie zu besichtigen gewesen. Mäßiges, aber reichliches Abendessen gab es dann im Motel-Restaurant zwischen vielen Truckern mit West-Musik und Fußball im Fernseher. (Im Nachhinein betrachtet, war dieser zunächst ungemütlich erscheinende Abend vielleicht einer der rumänischsten dieser Tour.)

04.08.2005 Fahrt nach Brasov über

E 60 – Racos – Capeni – Aita Mare – Apata – Maierus – Feldioara – Brasov – Camping Dirste (104,35km)

Endlich kann ich Bericht schreiben, denn wir sind tatsächlich angekommen, aber ich fang mal besser am Anfang an:

Unser Motel-Frühstück mit Ei und Brötchen stärkte uns für einen erlebnisreichen Tag. Auf dem Parkplatz musste ich noch einen Bügel meiner Radfahr-Brille mit Iso-Band flicken, dabei verlor ich ein Nasenpad und fand es nicht wieder. (Ich bin sehr eigen mit meiner Radfahr-Brille.) Wir fuhren bei bedecktem Himmel und nur ca. 25°C in den Ort, um Geld zu tauschen. Wir hatten durch die relativ teure Unterkunft nur noch 6.500 LEI in der Tasche (ca. 20 Cent). Die Bank hatte um 8:45h zwar schon geöffnet, aber die Schlange am Schalter war so lang, dass wir am Bancomat Geld holten. Dann fuhren wir von Alimentar zu Alimentar, um Apa-plat zu kaufen, allerdings gab es das nirgends, und irgendwann war der Ortsausgang erreicht. Dort gab es dann noch eine Tankstelle, hier kauften wir „notgedrungen“ 4x 0,5l apa minerale –also Wasser mit Kohlensäure, was für die SIGG-Bottles schlecht zu gebrauchen ist. Ab jetzt ging es zügig weiter; die ein oder andere dunkle Wolke im Nacken und ein kräftiger Wind auf dem Rücken taten ihr Übriges. Auf der E 60 erreichten wir den Abzweig nach Racos. Hier bogen wir auf eine Schotter- und Kiespiste von guter Qualität ab, die uns weiterhin bei Rückenwind parallel zur Eisenbahn schnell nach Racos brachte. Hier kaufte ich in einer Bar noch einmal Wasser und Bananen und Wiebke verfing sich in einem Gespräch mit einer etwas Deutsch sprechenden Omi. Die Omi freute sich so sehr über deutsche Gäste, dass sie sofort die halbe Dorfbevölkerung zusammentrommelte. Vorzugsweise rief sie die zusammen, die Deutsch sprechen. Weil: Man musste uns ja helfen! Aber wir brauchten doch gar keine Hilfe; es ging ja eh’ nur geradeaus, verfahren war unmöglich! Es bedurfte tatsächlich aber einer jungen, Englisch sprechenden Mutter um das klarzustellen. Nachdem sich diese Palaverrunde aufgelöst hatte, fuhren wir winkend weiter. Nach einiger Zeit, wir waren immer noch auf guter Piste unterwegs, erreichten wir einen Steinbruch mit Kieswerk, wo man uns versicherte, das wir auf dieser Piste nach Baraolt kämen. Guter Dinge, schließlich handelte es sich laut Karte um eine orangefarbene Straße fuhren wir weiter. Vorher hatten wir noch auf Anfrage in ein in Bukarest zugelassenes Auto hineingerufen, dass diese Piste weiter nach Baraolt führt. Wiebke war der Meinung, das die Leute im Auto Deutsche gewesen sind. Man ahnt schon wie es weitergeht. Die Piste wurde schmaler und schlechter und es gab zum Teil sehr große Pfützen mit Fröschen darin (vielleicht wäre der Begriff Teiche dann auch treffender gewesen?!). Außerdem gab es Mücken, hunderte von Mücken, so dass wir, als wir beim Überqueren der Bahn etwas höher standen, erst einmal eine Autan-Dusche nahmen. Die Bahn wechselte auf das andere Olt-Ufer. Nach etwa einem weiteren Kilometer kam uns das Auto wieder entgegen. (Die ganze Zeit hatte ich gehofft, dass das nicht passieren möge.) Die Fahrerin erklärte uns auf Englisch, dass es Voraus ein Riesen-Schlammloch gibt, durch das sie sich nicht traute hindurch zu fahren. Nachdem wir geklärt hatten, dass wir auch aus Deutschland kommen, erklärt sie uns noch einmal auf deutsch, was sie zum Umkehren bewogen hatten. Wir erwiderten, wir würden mal sehen, ob es für uns vielleicht ein Durchkommen gibt und verabschiedeten uns mit einem etwas merkwürdigen Gefühl im Bauch. Ein Stück weiter tauchte rechts von uns, also zwischen Weg und Olt eine hohe, steile Abraumhalde auf. Zwischen Weg und Halde gab es einen breiten, wassergefüllten Graben. Noch ein Stück weiter sahen wir dann das besagte Schlammloch. Sicher wären wir mit einem Auto hier auch umgekehrt. Aber mit dem Fahrrad? 20 km zurück? Auf dieser Piste, dann bei Gegenwind? Und dann wieder 20 km auf der E60 bis zur jetzigen Position? 40 km und eine Passhöhe nur wegen eines ca. 25 m² großen, schlammigen, undurchsichtigen und wer weiß wie tiefen Wasserlochs? Och nööö! Wiebke hatte mittlerweile schon die Initiative ergriffen und war dabei, die Wassertiefe auszuloten. Am Rande des „Teiches“ fand ich ein altes abgetragenes Hufeisen, nahm es als Zeichen, und war fest davon überzeugt, dass Umkehren nicht nötig sein würde. Ich schaute nach, ob man nicht über die Halde der Situation entfliehen könne. Als Ruhris kennen wir uns schließlich mit Abraumhalden aus, aber mit den Rädern und dem Gepäck war da kein Hinüberkommen möglich. Also Schuhe und Socken aus, zur Vorsicht mal Badeschlappen anziehen und irgendwie an der flachsten Stelle durchschieben/tragen. Bis zur Nabe tauchten die Räder ab, dann nach ca. acht Metern war der erste Abschnitt geschafft, dann noch einmal ca. vier Meter und das erste Rad war drüben. Zurück, und ebenfalls zu zweit das zweite Rad holen, dann die Taschen für die Lowrider und das „Office“. Wir wussten während dieser Aktion nicht, ob wir weinen oder lachen sollten. Aber wir haben es genauso wie die Attacke der Hirtenhunde kurze Zeit später überstanden. Wir passierten den Abzweig zur Abraumhalde und teilten die Piste nun mit schweren Lkw, die uns und die ganze Umgebung in dichten Steinstaub hüllten. Die Straße nach Aita Mare (Mare= groß, das dürfte hier wohl eher als Wunsch gemeint sein?!) war zwar asphaltiert, aber eigentlich bestand sie ausschließlich aus Schlaglöchern. Die Fanta, die uns den Steinstaub herunterspülen sollte, schmeckte eigentlich ganz gut – für ein Spülmittel. Kurz: Unser Schlenker am Olt entlang hatte Einiges zu bieten, ist aber zur Nachahmung nur bedingt zu empfehlen. Wieder auf der E 60 blieb uns dann nichts weiter übrig, als gegen den Wind „Tempo zu bolzen“. Die Stadtdurchfahrt von Brasov war laut und manchmal auch sehr heikel. Durch Plattenbauten ging es hinaus Richtung Karpatenpässe. Vor Sacele breiten sich Autohäuser und Super-Supermärkte á la Carrefour und Metro aus und endlich nach einem letzten Verfahrer kamen wir auf dem Camping an, und endlich darf ich Bericht schreiben, und endlich … ach, ich bin ja schon fertig, endlich!

05.08.2005 Stadtbesichtigung Brasov

Diese Nacht im Zelt war endlich mal OK. Keine lauten Nachbarn, kein Regen. Allerdings ging es Mirko sehr schlecht: Zu viel Bier getrunken! (Ich tippe ja eher auf Tochitura, ein merkwürdiges, fleischiges Allerlei der rumänischen Kochkunst, in Kombination mit zu viel von dem sehr malzigen, starken, dunklen Bier, wie hieß es doch gleich…?) Am Morgen entdeckten wir eine Waschmaschine  auf dem Camping, die wir natürlich sofort nutzten. Die Wäsche war aufgehängt, das Wetter sonnig bis wolkig und warm und wir machten uns zu einem Spottpreis von 85.000 LEI mit dem Taxi auf nach Brasov. Der Taxifahrer fuhr schlimm, aber nicht ganz schlimm. Er brachte uns direkt zu „der“ Attraktion Brasovs, der „Schwarzen Kirche“. Hier zahlten wir Eintritt, um diese Kathedrale zu besichtigen und wurden Zeugen davon, wie ein Wachmann zwei Bettlerinnen ziemlich uncharmant, das heißt prügelnder Weise, aus der Kirche schmiss. Für unser Empfinden äußerst befremdlich und unverhältnismäßig. Wir bummelten durch die hübschen Altstadtgässchen, ließen uns einfach treiben. Hier, im alten Zentrum, ist Brasov eine schöne, einladende Stadt. So ganz anders als zwischen den Wohn- und Arbeitsblocks der Neustadt. Durch das Schai-Viertel gelangten wir zur ehemaligen Stadtmauer und fanden einen gut asphaltierten Spazierweg vor. Wir schlenderten durch ein paar Tropfen Regen weiter und standen plötzlich vor der Talstation der Seilbahn auf den Timpa-Berg. Für wiederum wenig Geld fuhren wir in einer etwas altmodischen Kabine die etwa 300 Höhenmeter steil hinauf. Von oben hatten wir eine etwas dunstige Sicht auf Brasov und die Ebene, aus der wir gestern kamen. Von einem noch schlimmeren Taxifahrer ließen wir uns zurück fahren. Auf dreiviertel der Strecke fing es an zu schütten, wie wir es eigentlich noch nie erlebt hatten. Die 15 Meter vom Taxi zur Camping-Rezeption reichten aus, um nass bis auf die Haut zu werden (wir hatten allerdings auch nur dünne Sommerkleidung an). Im Geiste sahen wir unser Zelt schon wegschwimmen. Ganz zu schweigen von der sauberen, bestimmt schon lange trockenen Kleidung auf der Leine. Etwa eine Viertelstunde dauerte das Spektakel. Wir liefen zum Zelt und begutachteten alles vorsichtig. Es schien dicht gehalten zu haben. Puuh! Kochen fiel jetzt eh’ aus, für die Wäsche konnten wir nichts tun. Also duschen gehen. Als wir aus der Dusche kamen, schüttete es wieder. Keine Chance zum Zelt zu kommen. Nach ca. 1 Stunde wurde der Regen weniger (was immer noch einem starken Schauer bei uns entsprach) und wir rannten zum Zelt. Zum Glück immer noch alles ok. Mit trockenen warmen Sachen und Regenjacken versorgt, rannten wir zum Restaurant und aßen heiße Ciorba. Hoffentlich regnet es nicht die ganze Nacht!

06.08.2005 Fahrt nach Cheia über

Sacele – Pasul Bratocea (46,76km)

Es hat nicht die ganze Nacht geregnet, jedoch immer mal wieder. Als wir früh aufstanden, zogen niedrige Nebelschwaden durch die Berge, aber der Himmel in Richtung Süden war eigentlich blau. Also langsam angehen lassen, nicht so früh fahren, denn vielleicht trocknet das ein oder andere ja noch. Während wir also herumpackten, zog die Sonne die Feuchtigkeit aus den Bergen und innerhalb einer knappen Stunde war es wieder komplett zugezogen. Also doch alles aufs Rad und weg hier! Im Camping-Restaurant gab es noch Frühstück und dann los. Die Temperatur war mittlerweile von 18°C auf 20°C gestiegen, aber irgendwie war es doch „nasskalt“. Plattes Wasser gab es auch in Sacele nicht zu kaufen. Also Wasser mit Kohlensäure mitnehmen und dann ging es aber wirklich los. Auf dem Dorfplatz bei Tageskilometer 3,5 und 645 m ü.NN hatten wir die niedrigste Stelle ab Camping erreicht. Am Ortsausgang von Sacele (KM 10) zeigte der Höhenmesser bereits 700 m und wir verstauten die Westen unter den Regenüberzügen. Die letzten Häuser von Sacele waren eher Hütten, zusammen geschustert aus gefundenem Material und vermutlich von Roma bewohnt. Die Menschen sahen uns bei der Ortsdurchfahrt mitleidvoll oder völlig verständnislos hinterher. Der Anstieg begann also am Ortsausgang, bis zum Stausee stieg es moderat auf 745 m ü.NN an. Das Tal ist noch breit und die Wiesen links und rechts sind bewirtschaftet. Der nächste Abschnitt bis ca. 850 m ü.NN verlief abwechslungsreich steigend und fallend in einem langsam schmaler werdenden Tal, dessen Flüsschen man hin und wieder kreuzt. Hier wurden wir auch Zeugen der Holzgewinnung Rumäniens. Einzelne Stämme werden tatsächlich von Pferden aus dem Wald gezogen. Irre Szene, völlig fremd. Wir fahren wie durch einen Film, wäre da nicht die etwas übergewichtige Frau, die breitbeinig den Blick rückwärtsgewandt, auf der Ladefläche eines uns überholenden Transporters saß und uns anfeuerte. Von wo wir denn kämen, fragte ein Autofahrer uns durch die geöffnete Beifahrertürscheibe während des Überholens. Über die Antwort Deutschland wunderte sich der Niederländer, vermutete er in uns doch Landsleute, dabei war er ganz ohne Wohnwagen unterwegs. Von 800 m ü. NN auf 1000m ü. NN wurde es steiler, aber noch gut zu fahren. Das Tal war jetzt nur noch so breit wie Bach und Straße. Die Straße war gut asphaltiert und die frische Besplitterung ließ zum Glück ab 900 m nach. Zeitweise ließ sich jetzt sogar die Sonne blicken. Und dann war der Spaß vorbei: Es wurde steil, kurvig, eng und die LKW überholten uns mit 5 km/h mehr als wir strampelten. Dessen ungeachtet grüßten die Fahrer freundlich; sie hatten ja auch ausreichend Zeit dazu.  Bei einem Fotostop, wir hatten das enge Tal verlassen und hatten jetzt frei Sicht auf die Gipfel, erkannten wir einige Kurven unter uns einen Rennradfahrer. Der erste in Rumänien! Der Höhenmesser zeigt 1245 m ü.NN, es taucht eine Betonmarkierung am Straßenrand auf, deren weiterer Verlauf ist nicht mehr zu erkennen, noch ein paar Kurbelumdrehungen und auf 1263 m überqueren wir die Grenze zwischen den Kreisen Brasov und Prokova und erreichen damit den Bratocea-Pass. Kurz nach uns erreicht der Rennradfahrer mit einem weiteren Kumpel die Passhöhe und wir tauschen kurz das woher und wohin aus. Die beiden rollen schon wieder hinab, aber wir machen erst einmal ausgiebig Gipfel-Vesper. Auf schlechtem Asphalt rollten auch wir abwärts auf 940 m in den Ferienort Cheia. Im Hotel Zagunal konnten wir sogar unsere Wäsche auf der hoteleigenen Wäscheleine trocknen. Den Restnachmittag verbrachten wir faul mit Lesen, denn es ging schon wieder ein heftiger, lang anhaltender Schauer nieder.

07.08.2005      Fahrt nach Buzau über

Valenii di Munte – Bucov – Mizil (139,07 km)

Heute morgen regnete es Bindfäden. Ziemlich dicke Bindfäden. Die nette Frühstücksbedienung war so freundlich, für uns die Wettervorhersage im Teletext nachzuschauen, konnte uns aber nur sagen, dass dieser Starkregen vielleicht nur ein regionales Phänomen ist, dass es aber auch in Buzau regnen könne. In Cheia zu bleiben, kam aber überhaupt nicht in Frage. Was hätten wir dort auch tun sollen? Mitten in den Karpaten? Wir verpackten unser Gepäck und uns regendicht, zogen einige mitleidige Blicke auf uns und radelten los. Zum Glück ging es ja im Wesentlichen abwärts. Mal gemächlich (Kurvenschild), mal steil (8%-Schild … immer!) und dreimal gab es knackige Gegensteigungen (auch 8% - wahrscheinlich gab es keine anderen Schilder). Nach einer guten stunde durch Regen, Regen, noch mal Regen und Wolken erreichten wir Valenii di Munte. Die Abfahrt führte uns durch üppige, fruchtbare Gärten mit kleinen Häuschen und wäre bei trockenem Wetter bestimmt sehr schön gewesen. Aber es regnete ja. In Valenii fanden wir den Abzweig nach Buzau sofort, allerdings sagte uns ein rotes Schild, dass irgendetwas „interupt“ ist.  Wir fragten an der Tankstelle auf der Ecke und erfuhren, dass die hübsche Nebenstrecke über Drajna de Sus und Calvini kurz vor ihrem Treffen auf die Straße 10 unpassierbar ist. Angeblich hat das Hochwasser am Olt eine Brücke beschädigt. Man empfahl uns, über Ploiesti zu fahren. Ein wenig enttäuscht waren wir, denn gerade diese Industriestadt mit entsprechend stark befahrenen Ein- und Ausfallstraßen wollten wir vermeiden. Trotzdem die Nebenstrecke fahren und hoffen, dass wir irgendwie durchkommen? Bei dem Regen? Wir hatten unterwegs viel, viel Wasser gesehen, dass unkontrolliert von den Bergen schoss. Immerhin hörte es während unserer Entscheidungsfindung fast auf zu regnen und wir radelten also Richtung Ploiesti. Das abfallende Gelände ließ uns rasch vorankommen. Ploiesti besitzt eine Art Umgehung, so dass wir dem Stadtverkehr entkamen. Ein riesiges Kraftwerk sahen wir zum Glück nur aus der Ferne und LKW-Verkehr war heute, am Sonntag, kaum. Kurz hinter Ploiesti machten wir nach über 70 km Mittagspause, waren die Akttraktion im Dorf (allerdings gab es heute nur Dumm-Gucken, gegrüßt hat keiner) und fuhren dann endlich ohne Regenzeug weiter. Noch 60 km bis Buzau. Schnurgerade läuft die 1B durch die absolut platte Landschaft. Der Güterzug war da schon eine Abwechslung im Landschaftsbild. Gegenwind, belgischer Kreisel für die Moral, Kilometer fressen. Buzau erwartet uns mit kläffenden, uns hinterher rennenden Straßenkötern (aber wir waren schneller), hässlichen Wohnblocks und suspekten Jugendlichen am Straßenrand. Wir folgten einem Hotel-Wegweiser, landeten wohl in der Innenstadt, bekamen ein ordentliches Zimmer und genossen die Dusche im interessanten Duschklo. Und jetzt: ESSEN!

08.08.2005      Fahrt nach Braila über

Faurei – Ianca (114,33 km)

Die Nacht war mal wieder nicht leise. Es regnete und pladderte irgendwo in einen Blecheimer und gegen morgen mussten ein Dutzend Dacias warmlaufen. Nach einem Frühstück mit „ham and eggs“ verließen wir bei 19°C und völlig bedecktem Himmel das hässliche Buzau. Nach ca. 4 km hatten wir die Stadt schon hinter uns gelassen. Die Straße war ebenso schnurgerade wie gestern, der Wind kam wieder von vorn und auch die Landschaft, schien es, war die selbe wie gestern. Wir kreiseln im 2 km-Rhythmus durch Mais- und Sonnenblumenfelder und viele Hektar Brachwiesen. Bei 75 km machten wir auf einem abzweigenden Feldweg irgendwo im Nichts Mittagspause. Wir hatten gerade ein Ölfeld mit Kopfnickern passiert – welch’ Abwechslung. Der Himmel verdunkelte sich, aber zum Glück hatte der Wind gedreht und schob uns nun in Richtung Braila. Wir erreichten die Stadt wieder durch typische Vorstadtblocks und besuchten einige Banken (denn aufgeweichte Traveller-Cheques sind nicht so leicht zu tauschen). Nach einigem Hin und Her und Nachfrage in einem Reisebüro fanden wir mitten im Stadtzentrum ein kommunistisches Einheitshotel. Unser Zimmer liegt im zehnten Stock und ist ordentlich, abgesehen vom Bad, dafür entlohnt der Blick über die Stadt. Ein Bummel entlang der neugemachten Donau-Prommenade stimmte uns wieder froh, stellten wir doch fest, dass Braila gar nicht so schlimm war, wie wir es nach Buzau erwartet hatten.

09.08.2005      Fahrt nach Tulcea über

Smardan – Macin – Luncavita – Isaccea – Somova (98,88 km)

Nachdem es gestern ja sehr wolkig und windig war, war der Himmel heute Morgen wie leergefegt. Um kurz nach sechs wurden wir wach und hatten einen tollen Blick auf die in Morgenröte getauchte Stadt. Gute Laune machte sich breit und wir kuschelten noch ein bisschen. Das Frühstück war vergleichsweise schlecht, aber egal. Durch die vielbefahrenen Straßen von Braila fanden wir problemlos zum Fähranleger, schoben unsere Räder auf eine abenteuerlich-klapprig alte Fähre und los ging’s: Einmal über die Donau. Ein Brezel-Mann ähnlich wie im Fußballstadion verkaufte uns noch rasch die Wegzehrung, der Fährmann sammelte 50.000 LEI ein und schon waren wir am anderen Ufer. Straßenauswahl gab es mal wieder nicht, also radelten wir bei angenehm frischer Luft und Sonnenschein durch das flache, wässrige Donaudelta. Genussradeln pur. Landschaftlich und verkehrstechnisch (guter bis sehr guter Straßenbelag, wenig Verkehr) war es eine der schönsten Etappen heute. In Macin begann eine zwar anstrengende, aber sehr abwechslungsreiche Berg- und Talfahrt. Ich weiß nicht, wie oft wir heute vom Donauniveau 15, 20, 30 oder mehr Höhenmeter hinauf und wieder hinab gefahren sind. Es waren bestimmt über 30 Mal. Manchmal leuchtete das 10%-Schild auf; wie steil es wirklich war, weiß ich nicht. Aber die Steigungen waren wie Wände. Kräftezehrend, aber trotzdem schön. Und links von uns die unendlich platten Weiten der Ukraine. Sind wir weit weg von zu Hause! Mittagspause gab’s kurz nach Isaccea. Flockenwolkiger Himmel, Pferdefuhrwerke, Ukraine, … alles da. Nach dem Mittag erwartete uns eine kräftige Steigung von 145 Höhenmetern. Kleinster Gang und irgendwie hoch – natürlich ein 10%-Schild vorher. Im Regierungsbezirk Tulcea gibt es nur 10%-Schilder (aber auch hier stehen sie schon mal falsch herum). Noch fünfmal, noch viermal, noch dreimal hoch … geschafft! Die stinkende Aluminiumhütte von Tulcea ist erreicht. Bloß schnell weiter, hinab zum Hafen. Bei Delta-Tours treffen wir auf eine französisch sprechende Omi, die uns die vielen Möglichkeiten einer Donaudeltakreuzfahrt erläutert. Eine Übernachtung auf einem Schiff ist leider nicht möglich. Aber morgen könnten wir eine 10-stündige Tour auf einem kleinen Bötchen machen. Und über Nacht könnten wir ja in einem Privatzimmer bleiben. Ob sie eines wüsste? „Da, da!“ Ein kurzes Telefonat und 10 Minuten später nahm uns ein englisch sprechender Rumäne mit in die Oberstadt. Erst dachten wir, er hätte eine Pension, aber dem war nicht so. Puiu bot uns ein Zimmer in seinem Haus an inklusive Privat-Bad-Benutzung, Wäschewaschservice durch die Ehefrau, Abendessen und 2L Bier aus der Plastikflasche. Dieses Angebot, Einblick in das Leben einer rumänischen Familie zu bekommen, ließen wir uns nicht entgehen. Puiu sprach sehr gut englisch und erzählte uns bis ca. 23:00h spannendes und philosophisches aus seinem Seefahrerleben. Dass wir so schnell nicht antworten konnten, machte ihm gar nichts aus. Er wollte uns ja etwas erzählen und nicht umgekehrt. Seine Frau durfte nicht dabei sein und auch mich sah er selten an. Scheinen eben ziemliche Chauvis zu sein, die Rumänen. Oder die Seefahrer?

10.08.2005      Donaudeltafahrt (5h) und Tulcea

Die Nacht im Ehebett verbrachten wir ganz gut. Es war endlich einmal ruhig nachts. Nach frühem Frühstück um halb acht, gingen wir mit Puiu zum Hafen und suchten eine Mitfahrgelegenheit ins Delta. Ein Boot für eine 10-stündige Fahrt kostet 150 Euro. Man sollte für einen Ein-Tages-Trip auch so ein kleines Boot nehmen, um auch die kleinen Kanäle befahren zu können. Also warteten wir mit Puiu und einem anderen Radtouristen, der bei Eugéne, einem Agenten, vorgebucht hatte auf Mitreisende. Der andere Radtouri hatte Glück, die bei seiner Agentur angemeldeten Mitreisenden kamen, die Vier mit denen wir hätten mitfahren sollen, nicht. Also entschlossen wir uns, uns von Puius Kumpel 5 Stunden alleine durchs Delta fahren zu lassen. Da man für den Rückweg (gegen die Strömung) sehr lange bracht, sind 5 Stunden das Minimum. Die Kanäle, die wir befuhren, wurden immer schmaler. Äste und Schilf streiften das Boot. Silberreiher, Eisvögel, Möwen und Sichler bekamen wir vor die Linse der ausgeliehenen Ferngläser. Nach einer kurzen Angelpause kehrten wir nach Tulcea zurück. Noch einmal vorbei an den einsamen Hütten der Delta-Bewohner und an den riesigen mit Seerosen bewachsenen Teichen. Nach unserer Ankunft war es Puiu, der am Anleger schon auf uns wartete, schwer verständlich zu machen, dass wir lieber ohne ihn durch Tulcea streifen würden. Schließlich bummelten wir noch durch die Stadt und bestiegen das Monument der Befreiung von den Osmanen. Von dort hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt und das Delta. Bei Puiu wartete eine Überraschung auf uns. Eine befreundete, fünfköpfige Familie war überraschend zu Besuch gekommen und hatte „unser“ Zimmer bezogen, so dass wir in den Nachbarraum mit Schlafsofa und Küchenzeile, aber ohne Fenster, umziehen mussten. Mit Julian, der auch Seemann ist, und der Lehrerin Gabi unterhielten wir uns ausgiebig über verschiedene Schulsysteme, die aktuelle Situation in Rumänien, die Rolle der Europäischen Union und so weiter, und so weiter. Wir aßen und tranken gemeinsam und erfuhren auch noch, wo die einsamsten Strände und die Fischer mit den besten Kochkünsten zu finden sind.

11.08.2005      Fahrt nach Mamaia über

Babadag – Mihai Viteazu – Istria – Sacele – Cobu – Navodari (120,07 km)

Die Nacht auf der Schlafcouch war sehr unbequem und die Luft stickig. Rasch packten wir heute morgen alles, aßen noch einmal mit Sprechbegleitung von Puiu Frühstück, bezahlten mit 2,5 Mio. Lei einen unverschämt hohen Preis, diskutierten aber nicht darüber und radelten schnell los. Schnell weg von diesem zwar sehr gastfreundlichen, aber auch sehr aufdringlichen Menschen. Tulcea ist auf sieben Hügeln erbaut, zwei davon mussten wir erklimmen, weil die Beschilderung etwas merkwürdig war. Oben besprachen wir uns, wohin wir denn nun fahren wollen. Wilder Strand? Babadag? Eigentlich wollten wir jetzt endlich zum Meer, endlich ankommen. Kurz und gut: Wir fuhren die 120 km bis Mamaia. Die Straße war wieder ganz gut asphaltiert und mäßig befahren. Bis Babadag fuhren wir durch eine bewirtschaftete Ebene, links und rechts der Straße gab es wieder viel Obst zu kaufen. In Babadag wurden wir von Straßenkindern empfangen, die uns mit Obstschalen bewarfen. Während Mirko einkaufte, wurde ich so lang anhaltend und aufdringlich angebettelt wie noch nie in diesem Urlaub. Also schnell weiter. Hinter Babadag erwartete uns noch ein kräftiger Anstieg, danach ging es durch ödes, vergessenes Land weiter. In Mihai Viteazu bogen wir von der Hauptstraße in Richtung Küste ab und hatten für ein kurzes Stück den Wind auf dem Rücken. Während der Mittagspause frischte er ordentlich auf und blies uns während der restlichen Fahrt kräftig entgegen. Manchmal fuhren wir nur 10 km/h. Kurz vor Navodari begegnete uns ein deutscher Radtouri, der noch am Beginn seiner Tour durch Rumänien stand. Noch ein Hügel und dann konnten wir es endlich sehen, das Schwarze Meer! Geschafft! Tatsächlich haben wir die West-Ost Durchquerung schad- und pannenlos bewältigt! Hurra! Der Camping ist ein typischer Strandcamping wie es sie überall in Südeuropa gibt: Viele Touris, laute Musik, aber egal! Wir sind jetzt da!

Nachtrag zum 11.08.2005

Jetzt, angekommen am Schwarzen Meer, ist die Zeit, um kurz zusammenzufassen, was wir bisher über Rumänien und die Rumänen gelernt haben:

  • Rumänien ist ein großes Land mit großen gleichförmigen Landschaften. Eine Durchquerung mit dem Fahrrad wir daher zeitweise etwas langweilig.
  • Die Rumänen, die sich westlich orientieren wollen, sind sehr laut: Überall wurden wir mit lauter 5-10 Jahre alter westlicher Pop-Musik beschallt.
  • Die Rumänen in den Dörfern sind hilfsbereit und freundlich. Allerdings mussten wir erst einen Schritt auf sie zugehen, sie grüßen etc. Sagten wir nichts, wirkten sie eher westfälisch stur.
  • In Rumänien gibt es wenig Brücken. Die Straßen nehmen jedes Flüsschen-Tal mit. Oft geht es „senkrecht“ rein und auch wieder „senkrecht“ raus.
  • Dabei kommt es zu heftigen Steigungen, die scheinbar entsprechend des Schildervorrats mit 7,8,9 oder 10% ausgewiesen sind. Das entspricht aber keineswegs immer dem wirklichen Steigungsgrad.
  • Außerdem werden Steigungen schon mal als Gefälle oder umgekehrt beschildert. Für Radfahrer manchmal sehr große Überraschungen, besonders hinter Kurven.
  • Das Versorgungsnetz bzgl. Wasser, Brot und Süßigkeiten ist sehr dicht. Man muss sich in die Alimentari einfach nur hineintrauen.
  • Es gibt immer und überall einen, der jemanden kennt, dessen Freund Englisch spricht.

12.08.2005 Ruhetag in Mamaia

Die Disco war nicht besonders spät zu Ende. Wir schliefen gut, auch der Rest des Platzes war sehr ruhig. Frühstück in der Sonne, faulenzen, lesen, sonnen, schlafen und so weiter. Am Nachmittag nahmen wir sozusagen die letzten 200 m unserer West-Ost-Bewegung auf: Baden im Schwarzen Meer. Weißer Sand, ein wenig Brandung, flaches, warmes Wasser, bis auf die Aussicht auf die Petrochemie von Navodari war alles perfekt. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Einkaufen. Mamaia ist doch noch ein gutes Stück entfernt, auf dem Weg in den Touri-Dschungel sahen wir noch einige wohl auch modernere Campings, aber wir haben uns schon an Hanul Piratilor gewöhnt. Heute werden wir mal rumänischen Wein probieren. Noroc!

13.08.2005      Ruhetag / Stadtbesichtigung Constanta

Nach dem Abwasch, der sich hier kompliziert gestaltet, da es keine Spülgelegenheit außer unserem Faltkanister am Platz gibt, brachen wir per Mini-Bus nach Constanta auf. Für 25.000 Lei pro Person gelangten wir bis zum Bahnhof. Der Fahrer sagte uns in welcher Richtung das Centru liegt und trotzdem verliefen wir uns zunächst. Unterwegs wollten wir den letzten verbleibenden Cheque einlösen, aber dieses Mal war es wieder ein Problem, dass er nass geworden war. Hängt wahrscheinlich von der Lust und Laune des jeweiligen Bankangestellten ab. Die heute hatte eindeutig keine Lust. Nach einer knappen Stunde hatten wir die Uferpromenade erreicht. Es war sehr dunstig, so dass sich der Blick aufs Meer sehr schnell verlor. Aber hübsch gemacht ist die Promenade. Und sehr belebt. Wie sahen noch Übungen der Kriegsmarine, wahrscheinlich findet morgen eine Parade statt. Auf dem Weg zum Ovid-Platz besichtigten wir die Moschee, stiegen aufs Minarett und stellten fest, dass der Ovid-Platz ziemlich schäbig, autobefahren und ohne Leben ist. Offensichtlich hat Constanta nicht solch eine Mitte wie Brasov oder Sibiu. Wir besichtigten noch das römische Mosaik, kauften auf dem heute sehr kleinen Markt ein, bogen um die Ecke und fanden doch noch so eine Art Zentrum. Hier war es verkehrsberuhigt und es gab ein paar Läden. Und Taschendiebe, die auf eine ziemlich plumpe Tour versuchten, Mirko das Portemonnaie zu stehlen. Hat aber nicht geklappt! Nicht nur deswegen war unser Eindruck von Constanta eher negativ. Die Stadt hat keine Mitte, und wirkt, bis auf die Promenade, recht lieb- und trostlos. Zurück fuhren wir mit einem Linienbus bis nach Mamaia, mussten uns dort durch die vielen Strandtouristen und Hotelburgen kämpfen, bis wir einen weiteren Linienbus zu unserem Camping fanden. Mittlerweile ist der Himmel zugezogen und es ist etwas weniger windig als in den letzten Tagen. Sehr schwül und irgendwie ungemütlich, so dass ein zweites Bad im Meer entfiel.

14.08.2005      Ruhetag Mamaia

Frühstücken, faulenzen bei bedecktem Himmel und Anstandsrückzug ins Zelt, bevor wir uns in das totale Touri-Gewühl stürzten. Da Strand wegen der Wetterlage nicht so angesagt war, fuhren wir noch einmal mit dem Mini-Bus bzw. Maxi-Taxi nach Mamaia und bummelten über die lange Strandpromenade, durch Souvenirmärkte und –läden, wo allerlei „typisch rumänisches“ angeboten wurde. Schaurig-schön kitischig! Aber hier gab es dann auch wieder mal Postkarten, von denen wir einige noch schrieben, während wir in einer des zahlreichen Bars saßen. Hier gibt es alles: Typisch rumänisch unter Knoblauchzöpfen, italienisch, amerikanisch, orientalisch, alles nach einer Art Disney-Land, alles unecht, natürlich. Wer will, kann die ganze Szenerie auch mit der Gondel-Seilbahn überfliegen und versuchen, die ca. 1 Millionen Schirme und Liegen am Strand zu zählen, oder sich sardinengleich im Aqua-Magic-Spaßbad vergnügen. Hier gibt es alles, was es im Rest des Landes nicht oder nur sehr selten gibt. Von der Ansichtskarte zum Bronze-Buddha, Zuckerwatte, Döner, Glücksspiel und den Gentlemans-Club. Nach ca. 3½h entschieden wir uns für rumänischen Wein und Hermanstädter Salami als Mitbringsel. Naturalien als Souvenir, datt iss halt watt Reelles!

15.08.2005      Fahrt zum Flughafen Mihai Kogalniceanu (29,99km)

Unseren letzten Abend an der Schwarzmeerküste begingen wir romantisch mit Bier und Rest-Spiritus-Abbrennen direkt am Strand. Ein wenig sinnierten wir noch einmal über das, was wir gesehen und erlebt hatten und kamen so richtig zu keinem Schluss: Ist Rumänien nun ein Radfahrland oder eher nicht? Diese Frage muss wohl jeder Rad-Touri (von denen wir gestern noch einmal sechs sahen) für sich beantworten.

Heute Morgen waren bei zeitweisem Nieselregen die Räder schnell bepackt und nach mehrmaligem Nachfragen in Navodari fanden wir die Nebenstrecke zum Flughafen über Sibiuara. Noch einmal durch steppenartiges, hügeliges Gelände, noch einmal verständnislose Blicke von Dorfbewohnern und nach ca. 25 km war der Flughafen erreicht. In Timisoara waren wenigstens noch Menschen am Flughafen; hier war keiner zu sehen. Nichts los. Pommes-Bude mit Rollfeld wäre noch übertrieben. Wahrscheinlich ist unser Flug morgen früh der nächste, der hier losgehrt. Das Hotel fanden wir mit Hilfe eines sich dann doch zeigenden Flughafen-Mitarbeiters. Ein Motel eher, in dem die Fliegerstaffeln im 2. Golfkrieg stationiert waren. Wir duschten und schliefen etwa zwei Stunden. Nach vier Nächten mit Disco-Musik haben wir doch etwas Nachholbedarf. Jetzt ist alles ge- und verpackt, gleich gibt’s Abendessen und dann: Aufstehen um 3:30h!

16.08.2005      Rückfahrt nach Kettwig über

Flughafen Mihai Kogalniceanu – Tímisoara – Düsseldorf – S7/S6 –Kettwig (4,46km)

Nein, aufstehen war erst um 3:50h und wir waren auch wegen einer letzten Straßenköter-Sprintwertung so früh am Flughafen, dass der noch gar nicht geöffnet war. Also bauten wir unsere Räder draußen auseinander und verpackten sie. Gegen 4:45h kam dann das Bodenpersonal von Caraptair und teilte uns unmissverständlich mit: „Die Räder können erst morgen mitfliegen, die Maschine ist ganz voll.“ Später beim Check-In hieß es: „Mal sehen, wie viele andere Gepäckstücke noch kommen, vielleicht passt es ja doch.“ Aber wir sollten auf jeden Fall Übergepäck bezahlen. Zur Erinnerung: Laut Auskunft von Karpaten-Tours, dem Reisebüro, in dem wir die Flüge gebucht hatten, hieß es, die Räder würden in die 20 kg Freigepäck eingerechnet. So war auch die Aussage von Carpatair, Timisoara per e-mail. So weit, so gut. Beim Hinflug deutete man es allerdings ganz anders, nämlich: 20k g Gepäck frei pro Person, und die Räder auch frei, so lange sie leichter sind als 20 kg. Also zahlten wir kein Übergepäck, denn die Räder wogen zusammen exakt 40 kg, und unser Gepäck auch. Hier war man jetzt allerdings der Meinung, die Fahrräder seien Übergepäck, also 40 kg zu viel. 40 kg x 7,00 Euro = 280 Euro Nachzahlung. Mist, und um 5:30h morgens auf leeren Magen. Nun ja, eigentlich muss man ja sagen, dass wir Glück gehabt haben, in Düsseldorf hätten wir die 280 Euro ja eigentlich auch zahlen müssen. Im Vergleich zu anderen Airlines ist es jedoch sehr teuer, kostet doch ein Radtransport bei LTU nur 25 Euro pro Weg und Fahrrad. Wenigsten sind die Wege auf dem Aeroportul International Constanta vom Eingang bis zum Gate, von wo aus man sich zu Fuß in de Flieger begibt, kaum länger als 100 m. Kein Vergleich zu dem Marathon in Paris letztes Jahr. Die Sonne ging auf, der Himmel war blau. Wir starteten durch. Nach ruhigem, einstündigem Flug erreichten wir das völlig verregnete Timisoara, immerhin hatten wir für diese Strecke 14 Tage gebraucht. Aufenthalt hatten wir kaum und schnell ging es weiter nach Düsseldorf. Der Flug verlief weitgehend ruhig und über einer geschlossenen Wolkendecke. In Düsseldorf riss es etwas auf. Das Gepäck kam schnell, doch beim Montieren der Räder stellte sich heraus, dass bei Wiebkes Rad, Rücklicht, Tachoaufnahme und Klingel ab- bzw. zerbrochen sind. Also machten wir noch eine Schadensmeldung. Mal sehen, ob sich da wirklich noch mal jemand zu meldet (Anmerkung: Wir bekamen den vollen Reparaturbetrag anstandslos und zügig von Carpatair erstattet.). Die S-Bahnfahrt war gewohnt unspektakulär, wenn es auch in Düsseldorf von Weltjugendtagsbesuchern nur so wimmelte. Am Ende bliebt mal wieder nur der letzte Anstieg hinauf zum Schmachtenberg, der allerdings in diesem Jahr wegen Schaltungsproblemen geschoben werden musste, und der Besuch im Biergarten der Stiege, um zu verstehen, dass man wieder zu Hause ist.

La Revedere, Romania ?!?