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Berge und Pässe

 

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Letztes Update: 01.09.2007 --- Berge und Pässe

Pyrenäen 2007

                       

                       23.06.2007       Anreise

Kettwig – Köln – Paris – Bordeaux (16,62km)

 

Um 5:02h starteten wir heute Morgen mit der S6 nach Köln. Dort standen wir nervös auf dem Bahnsteig und erwarteten den Thalys. Würden unsere Fahrräder, in die Velo-Taschen verpackt, tatsächlich in die Gepäckfächer passen oder würde ein Schaffner sagen, die Räder seien so noch zu groß und könnten so nicht befördert werden? Der Zug fuhr ein und selbstbewusst verteidigte meine Frau das schmale, hohe Gepäckfach (die Böden sind hochklappbar). Die Fahrräder fanden so senkrecht auf dem Hinterrad stehen Platz. Wir sicherten sie mit Gurten und dem Gepäck und verließen so Köln. In Paris kamen wir unbeschadet an. Nach einer kleinen Rundfahrt durch die Tuillerien und entlang der Seine bauten wir die Räder am Gare de Montparnasse wieder auseinander. Was das Bepacken des Zuges anging, verfuhren wir wie in Köln. Allerdings war jetzt mehr Eile geboten, da das Abfahrtsgleis erst 20 Minuten vor Abfahrt bekannt gegeben wurde. Aber wir hatten Erfolg und erreichten Bordeaux gegen 17:40h. Das Wetter war jetzt heiter, die Temperaturen konnten mit denen von unserem letzten Besuch (2003) jedoch nicht mithalten. Allerdings war die Großbaustelle verschwunden und Bordeaux hatte sich derart herausgeputzt, dass wir es fast nicht wieder erkannten. Auf der kulinarischen Meile erlebten wir einen quirligen Abend, müssen jetzt aber noch etwas Schlaf nachholen. (16,62km)

 

 

                       24.06.2007       Fahrt nach Biscarosse-Plage über

Pessac – Marcheprime – Mios – Dune du Pyla (100,50km)

 

Sonnenschein – juchhu, auf ging es zur ersten Etappe. Aus Bordeaux fanden wir über die N250 zügig heraus, allerdings dauert es dann doch etwa 25km, bis wir die Peripherie verlassen hatten. In Pessac folgten wir einem Hinweisschild zur Le Corbusier-Siedlung und tatsächlich: Der Wegweiser führte uns zu Häusern, mehr oder weniger saniert, des bekannten Architekten. Da schlug Mirkos Herzchen aber höher! Zurück auf der N250 ging es schnurgerade und bei recht wenig Verkehr nach Marcheprime. Dort bogen wir auf die D5 und wenig später auf die D216 in Richtung Küste ein. Es blies ein kräftiger, aber kühlender Wind und der Verkehr nahm stetig zu. Gegen 12:00h ging, wie 2003, der „Backofen Gascogne“ an und wir waren froh, auf ein zwar buckliges, aber kaum befahrenes Nebensträßchen nach Montmorency abbiegen zu dürfen. Durch Kiefernwälder gelangten wir auf die Küstenstraße und machten den Absteche zur Dune du Pyla. Hier herrscht König Tourist; für uns war daran positiv, dass die nette Toilettenfrau auf unser Gepäck aufpasste, während wir zur 114m hohen Düne hinaufstiegen. Diese Mengen von Sand waren ganz schön beeindruckend! Weich und warm. Da machte sogar Mirko das Barfußlaufen Spaß. Oben hatten wir dann eine tolle Sicht auf die Gascogne (die sich von hier tatsächlich als zusammenhängendes Waldgebiet erschließt, das Becken von Arcachon, das Cap Feret und natürlich auf den Atlantik. Super! Echtes Urlaubsfeeling stellte sich ein. Die 20km bis Biscarosse-Plage radelten wir auf der neu angelegten Piste Cyclable, immer durch den Kiefernwald, fern der Straße. Manchmal blitzte der Atlantik durch die Baumstämme – das war Genussradeln pur! In Biscarosse-Plage fanden wir problemlos einen schönen Campingplatz, wuschen und brachen zur Orts- und Stranderkundung auf. Wegen der aufziehenden Wolken liefen wir jedoch recht schnell erst noch einmal zum Campingplatz, hatten wir doch Sorge um unsere Wäsche. Jetzt, um 22:30h ist es bewölkt, aber trocken. Unsere Bäuche sind voll mit leckerem Essen (sehr empfehlenswert: Das Restaurant „Le petit Chalet“ in einer Nebenstraße) und wir genießen noch ein Glas Roséwein. (117,12km)

 

 

                       25.06.2007       Fahrt nach Dax über

Biscarosse – Parentis-en-Born – Mimizan – D265 – Léon (127,40km)

 

In der Nacht gab es den einen oder anderen Regenschauer und auch als wir aufstanden, war der Himmel grau und Wolken verhangen. Also bauten wir unser Zelt schnell ab und verpackten uns und das Gepäck regensicher. Beim Frühstück goss es dann bereits und wir nahmen es deshalb auf dem überdachten „Dorfplatz“ von Biscarosse-Plage ein. Es war keine Wetterbesserung in Sicht, also zogen wir die Kapuzen über den Helm und radelten durch den Regen los. Bis nach Biscarosse überwanden wir die Dünenketten auf der Straße, danach ging es im Regen weiter auf Radwegen entlang der Straße (manchmal auch etwas abseits derselbigen) nach Mimizan. Hier machten wir unsere Mittagspause. Das Wetter war inzwischen trocken, aber es blies ein kräftiger, kühler Wind. Auf dem Weg nach Léon ging der Himmel weiter auf und wir konnten die Nachmittagspause bei Sonnenschein genießen. Die letzten 25km nach Dax führten uns weiter durch den gascognischen Kiefernwald (es ist tatsächlich irgendwie nur ein einziger). Leicht wellig zog sich die Straße unendlich lang geradeaus in das Städtchen an der Adour. Durch den Berufsverkehr kämpften wir uns zum Centre Ville und zum Campingplatz. Die Stadt putzt sich zwar heraus, unsere Erwartungen einer hübschen Altstadt wurden aber nicht erfüllt. Dafür gab es ein äußerst reichhaltiges Abendessen in der örtlichen Brasserie, denn zum Kochen war es nach dieser langen Etappe mal wieder zu spät (und außerdem zu kalt). (244,52km)

 

 

                       26.06.2007       Fahrt nach Pau über

Pomarez – Amou – Lescars (89,84km)

 

Die Nacht war ziemlich kalt und gelegentlich nass, aber das alles war mit dem ersten Blick aus dem Zelt vergessen. Der Himmel zeigte nämlich viel blau und wenn die Sonne hervorlugte, wärmte sie uns. Doch schon etwa zwei Stunden später gerieten wir noch bei der Stadtausfahrt von Dax in einen kräftigen Schauer. Also doch wieder die Regenkleidung an. Nach ca. 10km auf der stark befahrenen D947 bogen wir dankbar auf die D15 ab. Der Regen ließ nach und in Pomarez trauten wir uns ganz aus unserer Regenkleidung heraus. Bis Amou blieb es fast sonnig, die Straße stieg in mäßigen Wellen leicht an und der Gute-Laune-Zeiger ging nach oben. Amou ist hübsch, aber total verpennt. Unser Mittagessen nahmen wir mitten auf dem Dorfplatz von den Bewohner fast unbemerkt ein. Noch 50km. Mal schien die Sonne, mal regnete es ein wenig, meist war uns kalt. Die Straße hatte Wellen, aber keine Kurven, links und rechts mal bewohnte Anwesen, mal verlassene Höfe – ein seltsam unwirklicher, nichts sagender Streckenabschnitt. Immer wieder ging unser Blick nach rechts: Würden wir die Pyrenäen trotz der Wolken heute schon sehen können? Und tatsächlich: Ca. 10km vor Lescar zeichnete sich eine Hügelkette am Horizont ab. Je nach Wolkenlage sahen wir mal mehr, mal weniger Berg, die Gipfel jedoch blieben verschwunden. Kaputt und frierend (es waren immerhin nur 21°C; da sind wir von Frankreich aber andere Temperaturen gewohnt) erreichten wir Pau. Camping strichen wir aus dem Programm, denn wir wollten nicht auch noch nachts vor Kälte bibbern. Pau ist belebt, architektonisch eindruckvoll und bei gutem Wetter sicherlich spannen bzgl. der Pyrenäen-Kulissen. Für uns war es ein Übernachtungsort, den wir morgen mit der Hoffnung auf besseres Wetter und freier Sicht auf die Berge verlassen werden. (334,36km)

 

 

                       27.06.2007       Fahrt nach Lourdes über

Nay – Lestelle-Bétharran – St. Pé de Bigorre (58,51km)

 

Die Nacht im Hotel war länger als geplant. Erst gegen 08:30h standen wir auf und genossen das Frühstück in der alten Poststelle von Pau (Hotel Le Postillion). Einige blaue Löcher am Himmel stimmten uns froh, als wir aufbrachen. Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Boulevard des Pyrenées, konnten von den Bergen aber nicht mehr erkennen als gestern Abend. Durch kleine Dörfchen, die wie an einer Perlenkette im Gave-de-Pau-Tal entlang der Straße aufgereiht waren, erreichten wir den hübschen Ort Nay. Die Sonne schien und unsere Westen wären fast überflüssig geworden, wenn nicht der Wind dunkle Wolken hinter uns her gejagt hätte. Bei nunmehr bedecktem Himmel erreichten wir Lestelle und stoppten nur kurz am „Kreuzweg in die Höhe“ (frei übersetzt). Die Grotten sind über Mittag geschlossen, verriet uns ein Opi auf seinem Weg zum Mittagessen im Kloster. Wir erreichten Lourdes bei nur noch 15,5°C gegen 13:30h und bezogen unseren Camping etwas außerhalb des Rummels. Immerhin konnten wir hier eine Ladung Wäsche waschen. Danach ging es zum „Heiligtum“. Durch eine Art Basarstraße gelangt man hinab zum Flussufer und wird auf einen großen Platz geleitet, an dessen Ende sich zwei Kirchen erheben. Die untere ist neobyzantinisch mit Kuppel und bekrönt mit einem goldenen Kreuz, die obere mit schlankem Turm ist neogotisch und über ausladende Rampen zu erreichen. Überall waren Gläubige, Pilger, Ordensschwestern und Priester zu sehen. Gehbehinderte und Kranke wurden in Rollstühlen gefahren, manche sogar in Betten. In den Kirchen fanden gerade Andachten und Gottesdienste in unterschiedlichen Sprachen statt. Dieser Ort strahlte eine Frömmigkeit aus, die auch uns als nicht an Heilige Glaubende ergriff. Menschen aus allen Erdteilen waren hierher gekommen, mit der Hoffnung auf Heilung, Hilfe und um die Statue der hl. Bernadette anzubeten. Parallel zum Fluss, dessen Verlauf extra zur Errichtung dieser Anlage umgeleitet wurde, gelangten wir zur Grotte. Wir kamen vorbei an den Wasserkränen, an denen die Menschen sich das Heil bringende Wasser in Flaschen und Kanister abfüllten. Andere stellten sich an, um den Sockel der Figur zu berühren oder ihre Gottesdienstkerzen durch den Gang vorbei an der Statue weihen zu lassen. Auch vor der Grotte beteten Menschen und weihten ihre Kerzen, die sie später in die riesige Reihe bzw. das riesige Feld der Hoffnungslichter einreihten (das sah aus wie Räucherkamine). Am gegenüberliegenden Flussufer erstreckte sich ein riesiges, freies Wiesengelände mit Sonnensegel. Hier hatten sich zahlreiche Menschen zu einem Freiluftgottesdienst versammelt und zogen nun in einer langen Prozession in die unterirdische Beton-Basilica St. Pié X. In ihr haben auf 12.000m2 etwa 20.000 Menschen Platz. Diese riesige „Tiefgarage“ nahm uns den Atem. Wir waren einfach nur überwältigt von der Größe, den Menschen, dem Gesang und dem Orgelspiel. Man scheint Besucher in einer anderen Welt zu sein. Zurück im profanen Leben von Lourdes empfing uns der Trubel des Tourismus und Heiligen-Kommerzes. Auch jetzt, um 20:00h rollen Busse in Richtung Grotte und die Menschen strömen mit Kerzen zum Heiligtum, Öffnungszeiten tägl. von 05:00h bis 24:00h. (392,87km)

 

 

                       28.06.2007       Fahrt nach Ste. Marie de Campan über

Pierrefitte-Nestales – Luz-Saint-Sauveur – Col du Tourmalet (73,16km)

 

Heute Morgen war es mit 14°C zwar recht frisch, jedoch zeigte sich die Bewölkung weniger dicht als gestern. Aus Lourdes fanden wir gut und schnell hinaus und trafen schon bald auf einen Radweg, der das Gave-de-Pau-Tal hinauf führte. Immer am Fluss entlang, eben und beschaulich radelten wir auf dieser ehemaligen Eisenbahntrasse bis Pierrefitte-Nestales. Hier wechselten wir auf die D921 und überwanden in der Gorge de Luz schon ein paar Höhenmeter. Der Gave de Pau floss tief unter uns mit einigem Getöse dahin. Gegen Mittag erreichten wir Luz-Saint-Sauveur und waren fast erschlagen von der Betriebsamkeit dieses Mini-Ortes. Winters wie Sommers scheint er ausschließlich von Touristen zu leben. Wir stärkten uns und begannen den Aufstieg zum Tourmalet. Es überholten uns nur noch wenige Radler, allerdings war es ja auch schon reichlich spät. Die Sonne schien, rings um uns erhoben sich die schroffen Gipfel der Pyrenäen und eigentlich hatten wir gute Laune. Doch schon schnell zeigte sich, dass der Tourmalet nicht einfach irgendein Pass ist. 4% Steigung wie am Furka? Lächerlich. Alle Kilometer wurden wir per Tafel über die verbleibenden Kilometer bis zum Gipfel und die durchschnittliche Steigung des nächsten Kilometers informiert. Einmal stand dort 5%, dann 6%, mal 7% und hinter Barèges 8% oder 9%. Da fährt man dann eben nur noch mit 4km/h. Irgendwie hangelten wir uns von Schild zu Schild. Die letzten 2km waren für uns mit dem Gepäck (immerhin 20kg pro Nase) bei 10% Steigung kaum noch fahrbar. Ich weiß nicht mehr wie, aber es ging. 4 Stunden und 30 Minuten waren seit Luz vergangenen. Und da stand es, das Schild: Col du Tourmalet, 2115m. Geschafft! Die Straße ist durch den Fels gehauen, der Géant erhebt sich über dem Passschild, eine Gedenktafel für den Gründer der Tour de France gibt es auch … alles, wie man es aus den Übertragungen des Radsports kennt. Ich glaube, wir waren so kaputt, dass wir es erst heute Abend oder noch später begreifen werden, dass wir tatsächlich da oben waren. Unser Blick ging weit zurück ins Tal des Gave de Pau. Auf der anderen Seite des Passes sprudelten die Quellen der Adour in die Tiefe (zur Erinnerung: Die Adour ist der Fluss, dem es 2003 zu heiß zum Fließen war!). Auch wir stürzten uns nach ausgiebiger Gipfelrast hinab. Zunächst nach La Mongie, wo im Sommer wahrscheinlich nur während der Tour de France etwas los ist; die Bettenburgen lagen jetzt verwaist in der Abendsonne. Durch die Wolken ging es weiter hinab. Ein Mini-Camping am Ortseingang von Ste. Marie de Campan hatte ein sonniges Plätzchen für uns und wir erholten uns noch ein bisschen. Aber jetzt ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden und es wir wohl sehr kalt werden. Wie gut, dass wir morgen wieder bergauf fahren und schwitzen können! (466,03km)

 

 

                        29.06.2007       Fahrt nach Arreau über

Col d’Aspin (31,62km)

 

Alles war grau, als wir heute Morgen das Zelt öffneten. Über Nacht waren die Wolken abgesunken und hatten ihre Feuchtigkeit bis in unser Zelt hinein verteilt. Alles war kalt und klamm und wir verschoben unsere Abfahrt um etwa eine Stunde, in der Hoffnung, dass die Sonne mehr Kraft als die Wolken hat. Außerdem nahmen wir nach den Erfahrungen gestern am Tourmalet eine Planänderung vor: Heute geht es nur über den Aspin, den Peyresourde als zweiten Pass am Tag schätzten wir als zu viel Anstrengung für uns ein. Nach dem Frühstück IM Zelt und dem Studium des Wetterberichtes in der Zeitung machten wir uns auf ins Dorf, um im der Suprette etwas Wegzehrung zu erstehen. Wegen des Nebels und der niedrigen Temperaturen nahmen wir noch einen heißen Café au lait in der Bar des deux Vallées. Hier im Dorf scheint es außer dem Radfahren (zumindest im Sommer) kein weiteres Thema zu geben. Der Campingplatzwart fragte: Aspin ou Tourmalet? Der Verkäufer im Supermarkt warnte uns vor der Abfahrt nach Arreau und in der Bar saßen noch weitere Radler beim Café. Um 10:50h wagen wir endlich den Aufstieg. Die Straße stieg bis Payolle mäßig an, im Schnitt nicht über 5%. Payolle liegt in einer lieblichen, von Gebirgsbächen durchzogenen Senke. Wanderer schulterten ihre Rucksäcke und ein paar Paraglider nahmen erste Flugversuche vor, wir radelten durch eine Kuhherde: So stellt man sich eine Bergidylle vor. Plötzlich standen wir vor den ersten Kehren. Drei Männer steckten ihre Köpfe aus einem Haus und feuerten uns an. Die ersten 3 bis 4km ließen sich bei 6% - 8% Steigung erstaunlich gut radeln. Allerdings nerven die Fliegen, die uns im Nadelwald umschwärmten, gewaltig. Endlich lichtete sich der Nebel und die Sonne brach durch. Etwa 2km vor der Passhöhe lichtete sich auch der Wald und die Steigung wurde wieder moderat. Auf dem letzten Kilometer sahen wir die Passhöhe wie im Bilderbuch vor uns liegen: Ginsterbewachsene Hänge laufen sanft auf einem Sattel zusammen. Wir sahen ein paar Autos in der Sonne blitzen, ebenso wie das Fell von Kühen und Ziegen. Darüber wölbte sich ein perfekt-blauer Himmel. Hinter uns erhob sich das Massif des Tourmalet mit dem alles überragenden Pic du Midi de Bigorre. Wie schon gestern erreichten wir Hand in Hand die Passhöhe. Wieder geschafft! Und heute war es gar nicht so schwer! Zwei Motorradfahrer assistierten uns beim Gipfelfoto. Wir hatten reichlich Zeit, den Gipfel zu genießen, auch wenn es eine Ziege auf unsere Baguette abgesehen hatte. Etwas später konnten wir beobachten, wie Wiebkes Fahrrad mal wieder eine Passhöhen-Showeinlage vollbrachte. Dieses Mal fiel es jedoch nicht von selbst, sondern wurde von einer neugierigen Kuh umgeworfen. Viele Radler kamen an und rollten nach Trikottausch wieder hinab. Auch wir schlängelten uns die steile Passage hinab. Die Passhöhe blieb fast die ganze Abfahrt hindurch sichtbar (wie gut, dass wir nicht von dieser Seite hinauf mussten!). In Arreau bezogen wir den Camping Municipal und genossen noch etwas die Sonne, bevor wir in den hübschen Ort (nicht vorbeifahren!) zum Einkaufen aufbrachen. (497,65km)

 

 

                       30.06.2007       Fahrt auf den Col des Ares über

Col de Peyresourde – Bagnères-de-Luchon – Antichan-de-Fontigne (64,94km)

 

Zelt auf – Sonne ! Endlich ! Auch wenn die Nacht wieder kalt war, so wurde es jetzt doch schnell warm. Unser Frühstück nahmen wir auf dem hübschen Dorfplatz von Arreau ein und brachen dann schnell auf. Leider zu zügig. Schon an der ersten Steigung merkte ich, dass mir Frühstück und Saft etwas quer im Magen lagen. Also nicht 100% in die Kette treten. Der Anstieg zum Peyresourde war mit 5% und 6% zunächst mäßig. Doch dann, etwa 8km vor der Passhöhe ging es los: 8%, 8,5% und sogar 9%. Die Temperaturenstiegen und mit ihnen der Blutdruck und Puls. Heute, am Samstag waren deutlich mehr Radprofis unterwegs und oft wurden wir überholt, aber auch nicht nur leichtbeinig. Die letzten 2km bestätigten, was mein Magen mir morgens schon sagen wollte: Das ist nicht mein Pass. In endloser Links-Rechts-Kombination schlängelte sich die Straße nicht sichtbar, aber fühlbar (und lesbar 9%) steil dem Col entgegen. Mann, war das zermürbend. Zum Ausgleich gab es einen tollen Rückblick auf das Massif de Néauvielle. Und nach etwa zwei Stunden waren wir wieder mal oben. Wind kühlte uns und wir gönnten uns zunächst eine Orangina auf der Col-Hütte. Dann schoben wir zum Parkplatz jenseits des Cols, der den Blick freigab auf das Garonne-Tal. Grün, sanft gerundet und doch massig, so lagen die Berge hier vor uns. Sie waren gar nicht mehr schroff und scharfkantig. Es schien, als wechsle mit dem Département auch das Landschaftsbild. In langer, teilweise sehr steiler Abfahrt ging es hinab nach Bagnères-de-Luchon. Da wir ja weiter wollten, ließen wir den Ort rechts liegen und rollten auf der viel befahrenen D125 das Garonne-Tal weiter hinab. Erst hier merkten wir, dass ein kräftiger warmer Wind ordentlich das Tal hinaufblies. Ein Blick aufs Thermometer zeigte uns: 40°C, der Ofen ist an. Während wir beratschlagten, ob wir tatsächlich bis Aspet weiterfahren sollten, kam ein Radler des Weges, der sich als Australier auf dem Weg von Oviedo nach Bern entpuppte. Leute gibt’s. Na ja, aber dem war Australien halt zu langweilig zum Radeln und er war ganz fasziniert von den vielen Straßen hier. Angesichts von Uhrzeit und Temperatur gaben wir unser Ziel Aspet auf und wollten in Fronzac bleiben. Hier gab es aber laut Auskunft einer netten Dorfdame keinen Campingplatz. Also mussten wir doch nach Aspet. Bis zum Col des Ares waren es 7,5km bei 4,5% Steigung. Fahrbar, aber nervenzehrend. Und es war so heiß. Gleichzeitig lastete das Wissen um den anschließenden Col de Buret wie Blei in den Beinen. 17:30h der Col des Ares war erreicht. Am Wegesrand lag eine Bar mit Gîte und Mimi-Zeltplatz. Ohne zu Zögern bauten wir hier unser Zelt auf. Der Platz und die Bar werden von einem netten Aussteiger-Holländer geführt. Allerdings ist die Crew heute Abend beim Dorf-Barbecue (86 Einwohner), deshalb gab es für uns kein Essensangebot. Egal, Nudeln und Tütensuppe hatten wir ja noch. Jetzt sind wir mit „Wombat“ (dem Hüttenhund) alleine auf dem Col denn außer uns campt hier keiner. Aber auch das ist egal. So entsteht das Gefühl von Outdoor. Puh, freue ich mich auf mein Bett… ähem Isomatte wir sind ja outdoor. (562,59km)

 

 

                       01.07.2007       Fahrt nach St. Girons über

Col de Buret – Col de Portet d’Aspet (62,51km)

 

Mit gutem Frühstück (Ei, Pindakaas, Nutelle etc.) ging es bei gutem Wetter den Col des Ares hinab und den Col de Buret hinauf. Mittlerweile war der Himmel zwar zugezogen, aber wir waren lustig – angriffslustig. Und so versorgten wir uns in Sengouagnet mit Trinkwasser und nahmen den Col de Portet d’Aspet doch in Angriff, den wir zuvor aus Sorge vor der enormen Steigung aus dem Programm genommen hatten. Vom Abzweig bei Sengouagnet sind es 10km bis zur Passhöhe. Die ersten 6km stiegen wellig an. Die Straße führte durch ein enges, saftig-grünes, waldiges Tal, durch ein oder zwei Gehöfte und dann kamen wir zu einer T-Kreuzung. Hier musste die Entscheidung Col d’Aspet oder Col de Menté fallen. Wir hatten uns ja schon entschieden und hatten nun 4,4km mit durchschnittlich 9,75% Steigung vor uns. Nach der ersten Kehre erblickten wir links an der Straßenleitwand die Gedenktafel für Fabio Casartelli, der hier bei der Abfahrt während der Tour de France stürzte und zu Tode kam. Wir fuhren weiter hinauf, obwohl Fahren nicht der richtige Ausdruck ist: Wir knechteten hinauf. Anhalten war fast nicht möglich, da es zu anstrengend war, das Fahrrad am Zurückrollen zu hindern. Der Australier hatte es uns berichtet und auch wir sahen das Schild, das den Gegenverkehr auf 17% Gefälle hinwies… Irgendwann, die letzten 1,5km waren etwas flacher, waren wir tatsächlich oben. Dort trafen wir ein Paar aus Paris, das den Aufstieg von St. Girons aus gemeistert hatte. In diese Richtung rollten auch wir nach kurzer Pause hinab und mussten bis St. Girons nur drei oder vier kleine Gegensteigungen überwinden. Ein paar Regentropfen hielten uns nicht davon ab, den Campingplatz zu suchen und zu finden, auf dem wir schon 2003 übernachtet hatten (Camping Palétès).  Dieses Mal bleiben wir zwei Nächte, denn morgen ist Ruhetag. Und das heißt für heute Abend: Großes Menü mit alles! (625,00km)

 

 

                       02.07.2007       Ruhetag St. Girons mit

Ausflug nach St. Lizier (18,42km)

 

Nach dem reichhaltigen Abendessen schliefen wir aus (also bis etwa 08:00h ;-)), frühstückten und befüllten für wieder einmal 4€ die Campingwaschmaschine. Der nette Platzwart hatte sogar ein Trockengestell für uns, so dass wir die Wäsche unter dem Dach des Sanitärbereichs aufhängen und beruhigt (denn das Wetter sah mal wieder nach Regen aus) nach St. Girons hinabrollen konnten. Das Office du Tourisme hatte heute, am Montag, glücklicherweise geöffnet und konnte uns gleich zwei Velo-Garagen nennen. Da die Speichen an Mirkos Hinterrad sich bei der gestrigen Abfahrt als ziemlich weich erwiesen hatten, tat eine Reparatur Not. Der erstgenannte Laden befand sich direkt in der Stadt, wurde aber gerade umgebaut und hatte somit geschlossen. Die zweite Werkstatt lag etwas außerhalb, war aber fermé le lundi. Also radelten wir zurück zum Office du Tourisme und fragten nach einer weiteren Möglichkeit, das Fahrrad reparieren zu lassen.  Zum Glück gab es noch eine, allerdings lag diese an der Straße nach Toulouse bei St. Lizier und öffnete erst um 14:00h. Es schien irgendwie nicht unser Tag zu sein. Es war erst 12:00h. Wir versorgten uns mit Tageszeitung, Tour-de-France-Magazin und Getränken und verweilten im Stadtpark. Hier, wie auch schon in der Stadt liefen einige, merkwürdige, heruntergekommene Typen herum, so dass St. Girons für uns außer seiner besonderen Lage an den drei Flüssen Salat, Baup und Lez nicht mehr zu bieten hatte, als den wenig einladenden Eindruck einer eher abgewrackten Stadt. Selbst in dem modernen und recht ansprechenden Salon de thé saßen Typen, bei deren bloßem Anblick mich schon der Juckreiz überkam. Fast erleichtert brachen wir bei leichtem Regen zum Fahrradladen auf. Hier konnten wir uns gut und schnell verständlich machen und verließen nach nur 20 Minuten mit nachgezogenen Speichen das Geschäft. Da wir nun schon einmal dort waren, schauten wir uns das äußerst malerische und äußerst vergessene St. Lizier mit seinem Kloster an und bekamen bei einem Bäcker äußerst leckere „Jesuiten“ (Blätterteig mit Marzipan). So wurde es doch noch ein schöner Tag. Jetzt, um 20:00h sitzen wir IM Zelt und kochen, denn draußen ist es zwar trocken, aber mit 16°C einfach zu kalt. (643,42km)

 

 

                       03.07.2007       Fahrt nach Tarascon-sur-Ariège über

Massat – Col de Caougnous – Col de Port – Grottes de Bedheilac (62,12km)

 

Stürmisch war die Nacht, sonnig und kalt der Morgen. Ab 9:00h genossen wir die Fahrt entlang der Salat und des Arac durch deren feuchte, grüne und enge Schluchten. Bis Massat stieg die Straße 250 Höhenmeter an. Wir erreichten den zwar abgeschiedenen, aber dennoch lebhaften Ort gegen Mittag und legten eine Pause auf dem Dorfplatz ein, bevor wir den 12,5km langen Aufstieg zum Col der Port in Angriff nahmen. Ca. 600Hm waren auf dieser Strecke zu überwinden. Nach etwa 6km war der 947m hohe Col de Caougnous erreicht, der ausschließlich zwei Täler von einander trennt. Denn dahinter ging es mit gleicher Steigung in unzähligen Kurven an unzähligen Häuschen, Höfchen und Weilern vorbei zur Passhöhe. Zurück fiel der Blick auf das erklommene Tal und ein weites, wieder einmal sehr beeindruckendes Bergpanorama. Die Passhöhe war eher unspektakulär, weil mit vergleichsweise wenig Anstrengung zu erradeln, so dass wir nach nur kurzem Pique-Nique hinab in Richtung Tarascon rollten. In Bedheilac bogen wir von der Hauptstraße ab und erreichten nach einer Steigung die Grotte mit ihrem riesigen Eingang. Angeblich soll hier eine Cessna gestartet sein. Auch wenn dieses zwar rechnerisch möglich, die Höhle also groß genug ist, so ist es doch eine Legende. Die Führung begann ein paar Minuten nach unserer Ankunft und so folgten wir für fast 2 Stunden einer französischsprachigen Führerin durch den Berg. Die Ausmaße der Grotte sind gewaltig, mehrere Fußballplätze hätten darin Platz. Höhepunkt waren die prähistorischen Höhlenmalereinen tief hinten in der Höhle. Für uns war es ein faszinierendes Erlebnis, das seine 9€ Eintritt auf jeden Fall Wert ist. Mit kalten Beinen radelten wir das kurze Stück hinab nach Tarascon. Die Stadt liegt zwischen gewaltigen Kalksteinmassiven im Bereich von mehreren, in die Ariège mündenden Flüssen. Der Campingplatz liegt am Ortsrand, verfügt über touristische Infrastruktur und ist sogar einigermaßen belegt (was bei den bisherigen Campingplätzen ja eher nicht der Fall war; in St. Girons waren wir ganz alleine). Zur Stadtbesichtigung brechen wir gleich, nach dem Essen auf, aber erst einmal müssen wir Kohlenhydrate nachschieben. (705,54km)

 

 

                       04.07.2007       Fahrt nach Ax-les-Thermes über

Bompas – Route des Corniches – Tignac (45,94km)

 

Der gestrige Stadtrundgang (+ 3,18km) führte uns durch hübsche und verwinkelte Altstadtgassen. Wir können dem Reiseführer nur Recht geben: Hier, in Tarascon, fühlt man sich schnell wohl! Heute Morgen war der Himmel bedeckt und es windete stark. Zum Glück entpuppte sich der Wind, nachdem wir auf die Route des Corniches (D20) abgebogen waren, als Rückenwind, dennoch war es ziemlich frisch und bei nur 15°C froren wir ganz schön. Der Anstieg zum Pas de Soulombrie war unerwartet steil und wurde noch nicht einmal mit einem Schild belohnt. Dennoch: Die Straße, die sich am Hang entlang oberhalb des Ariège-Tal schlängelt, ist super-schön und mehr als nur eine Alternative zur N20 im Tal. In Lordat machten wir angesichts der Kartharer-Festung Mittag und folgten dann der Route des Corniches erst wellig, dann stark ansteigend zur Kreuzung mit der D44. Hier nahmen wir nicht die empfohlene Strecke über den Col de Marmare (war uns zu anstrengend), sondern fuhren über Tignac hinab ins Ariège-Tal nach Ax. Unterwegs wurden wir mit tollen Ausblicken über das immer sonnigere Tal belohnt. Trotzdem war es nach wie vor so kalt, dass wir uns für ein Hotel in Ax und gegen den Campingplatz ca. 2km vor dem Ort entschieden. Im Hotel „Le Chalet“ (sehr zu empfehlen) machten wir erst einmal Siesta, denn irgendwie fühlten wir uns heute müde und kaputt. Anschließend bummelten wir durch die belebte Stadt und aßen mehr schlecht als recht zu Abend (das Grande Café halten wir nicht für weiter empfehlenswert). Jetzt, um 21:30h sind wir schon wieder müde. Woran liegt’s? Zu lange in der „Höhenluft“? Zu groß die Sorge um den langen Anstieg nach Spanien morgen? Man weiß es nicht … egal. Heute gab es übrigens endlich Pyrenäen-Honig zu kaufen! (754,66km)

 

 

                       05.07.2007       Fahrt nach Puigcerda über

L’Hospitalet – Col de Puymorens – Bourg-Madame (61,71km)

 

Blitzblauer Himmel (das erste Mal wirklich ohne Wolken) und ein reichhaltiges Frühstücksbuffet ließen uns gut in den Tag starten. Die N20, die einzig mögliche Verbindung von hier nach Spanien, schlängelte sich permanent steigend im Tal der Ariège aus Ax-les-Thermes heraus. Im Bergschatten war es, auch wegen des Windes noch richtig kalt. Der Verkehr war zunächst mäßig, zum Glück gab es so gut wie keinen Schwerlastverkehr. Allerdings verhinderten Markierungs- und Mäharbeiten sowie eine Zollkontrolle ein schnelleres Vorwärtskommen der Pkw. Aber wir konnten ja eh’ nicht schneller. Ab Merens wurde das Tal breiter, die Berge links und rechts ein wenig niedriger und die Sonne begann zu wärmen, die stetige Steigung sowieso. Zwei Kehren und ein Stück zweispurige Straße brachten uns schließlich nach l’Hospitalet. Hier gab es außer E.D.F., Straßenmeisterei, Bahnhof und Tunneleinfahrt auch noch ein Kirchlein, eine Epicerie und einen gemütlichen kleinen Platz an einem Brunnenhäuschen. Hier nahmen wir unser zweites Frühstück zu uns. So gestärkt ging es weiter. Hinter der Tunneleinfahrt gab es dann wirklich keine Lkw mehr, dafür aber sehr sportlich fahrende andorrianische (wie heißt das eigentlich richtig?) Autos und Motorräder, die uns gerne mal anhupten. Nach ein paar Kehren erblickten wir hoch voraus eine Straße und fragten uns besorgt: Da hinauf sollen wir auch noch? Nein, wie sich wenig später herausstellte, führte die Straße zum Pas de la Casa und weiter nach Andorra. Wir folgten an einer T-Kreuzung der Beschilderung Perpignan/Barcelone. Die Straße wurde merklich flacher und zog sich über ein baumloses Plateau. Der kalte Wind schob uns die letzten Meter hinauf. 1915m ü. NN.: Teiletappenziel erreicht. Schnell machten wir das Gipfelfoto, zogen uns dann die Jacken an und machten im Windschatten des Hotel du Col Mittagspause. Anschließend stürzten wir uns hinab in die Abfahrt. Die langen Rampen luden zum Rasen ein, leider verhinderte die kaputte Straße allerdings allzu hohe Geschwindigkeiten. Und wir waren uns wieder einmal sicher: Wir haben die für den Anstieg offensichtlich leichtere Seite des Passes erwischt. Ab Porte Puymorens wurde klar: Hier, auf der Südseite der Pyrenäen, sehen die Berge tatsächlich anders aus. Der Granit ist wesentlich roter und im Tal des Carol sind die Nordhänge zwar bewaldet, die Südhänge aber nur spärlich bewachsen. Insgesamt erscheint uns alles hier sehr spröde und ocker. Es ist auch plötzlich viel wärmer. Immer weiter rollten wir hinab ins Tal des Rio Segre. Wir erreichten das letzte Dorf in Frankreich, Bourg-Madame. Der Brangoly markiert hier die Grenze. Und dann stand es plötzlich da, das Schild mit den 12 Sternen auf blauem Grund und in der Mitte das Wort „Espana“. Ca. 800km entfernt von Bordeaux betraten wir dieses „große und heiße Land“ (O-Ton Wiebke). In Puigcerda fuhren wir zunächst nach Cetre Villa (was bedeutet, recht steil hinauf) und fanden dann mit Hilfe eines Spaniers den Camping unweit der Grenze am Fuße des Stadthügels. Der Campingplatz ist groß und gut ausgestattet, allerdings nur wenig besucht. Auch hier scheinen die Ferien noch nicht angefangen zu haben. Na, dann schauen wir mal, wie ein spanisches Gipfelbier schmeckt! (816,37km)

 

 

                       06.07.2007       Fahrt nach Ribes de Freser über

Collada de Toses (58,33km)

 

Die Nacht war wieder kalt, der Himmel sternenklar und so blitzblau zeigte er sich auch heute Morgen. In der Sonne wurde es zügig warm und wir radelten wie immer gegen 09:15h los. Um nicht noch einmal hinauf nach Puigcerda zum Einkaufen klettern zu müssen, radelten wir einfach zurück über die Grenze zum französischen Champion. Wie praktisch! Bei frischer, noch kühlender Luft ging es dann endlich auf die Angstetappe. Zunächst folgten wir der N125 talabwärts und bestaunten noch einmal die spanischen Pyrenäen, die so ganz anders sind als die französischen. Bei Urtx bogen wir auf die alte N125 ab, strampelte zwei, drei steile Kehren hinauf, fuhren in einem weiten Linksbogen und hatten das Tal (also die Hochebene) von Puigcerda verlassen. Hier war fast kein Verkehr und wir erlebte eine unheimliche Stille. Wir passierten ein Schild, das uns vor den nächsten 40km kurvenreicher Straße warnte und dann waren wir wirklich allein. Die Straße stieg mäßig, niemals geradeaus gehend an. Links, rechts, links, rechts …. Immer so fort. Irgendwann entdeckten wir vor uns am Hang den Wintersportort Super-Molina. Noch war die Wärme erträglich, aber die Vegetation links und rechts der Straße zeigte deutlich, dass Wasser hier im Sommer Mangelware ist. Auf den in der Karte vermerkten Gefällepfeil warteten wir vergeblich, waren darüber aber nicht traurig. Wer gibt schon gerne noch vor der Passhöhe schon erradelte Höhenmeter wieder her? An einer Wasserstelle mit Blick auf La Molina machten wir Müsliriegelpause. Diese wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn schon nach wenigen Kurven kam die Passhöhe samt Hotel in unser Blickfeld. Die Steigung war nur noch gering und so radelten wir dem Collada ganz entspannt Hand in Hand entgegen. Der Blick ins Vale de Ribes wurde frei, aber wir machten erst einmal Gipfelpicknick. Die Abfahrt war etwa genauso lang wie die Auffahrt, schien uns stellenweise aber deutlich steiler. Inzwischen hatte es sich etwas bewölkt und ein starker Wind hinderte uns an einer allzu rasanten Abfahrt. Es war phasenweise echt kalt, obwohl es ja eigentlich ziemlich heiß war. Aber kurz vor Ribes de Freser war der spanische Backofen an und der funktioniert ebenso gut wie der französische. Die steile Auffahrt zum Campingplatz trieb uns noch einmal ordentlich Schweiß auf die Stirn, aber dann war auch Feierabend für heute. Wir liefen noch in den belebten Ort, aber nur um Gipfel-WEIN zu kaufen, eine nähere Erkundung erfolgt morgen. Fazit: Die alte N125 ist eine tolle Straße, die man unbedingt radeln sollte. Für mich die vielleicht schönste Etappe bisher. (874,70km)

 

 

                       07.07.2007       Ausflug mit der Zahnradbahn nach Nuria

 

Um 10:20h ging es heute Morgen los: Die Zahnradbahn schraubte sich ratternd dem blauen Himmel entgegen, von 940Hm hinauf auf 1940Hm. Bis Quearlbs fuhren wir im Tal des Freser, anschließend durch die Schlucht von Nuria. Steil und kurvenreich ging es durch Tunnel eng an die Felswände geschmiegt hinauf. Atemberaubende Blicke in die Tiefe und zu den spitzen Granitfelsen in der Höhe wurden frei. Wasserfälle, Bergbächlein und Wanderer begleiteten weit unter uns unsere Fahrt. Nach dem letzten Tunnel weitete sich das Tal und in einer Senke liegt der „Ort“ Núria. Núria besteht eigentlich nur aus einem Gebäude: Einer dreiflüglige Anlage, in deren Mittelachse sich die Kirche mit dem Heiligtum des Wallfahrtsortes befindet. Links und rechts davon erstrecken sich Shop, Museum, Hotel, Restaurant, Ausstellung etc. Das ganze ist eingebettet in einen hübsch angelegten Park mit kleinem Stausee, Aussichtsberg, Kinderparadies, Pferdeställen, der Eremitage und einigen kleinen Hütten. Alles ist bequem über den gepflasterten Gehweg zu erreichen. Umrahmt wird dieser „Freizeitpark“ (von einer Spiritualität wie in Lourdes war hier nun wirklich nichts zu spüren) von einer grandiosen Bergkulisse, hinter der bereits wieder Frankreich beginnt. Drei Stunden blieben wir dort oben, bevor uns die Zahnradbahn wieder hinunterfuhr. Dieses Mal saßen wir auf der dem Tal zugewandten, also richtigen Seite und konnten den Wanderweg besser verfolgen. Das taten wir mit etwas Wehmut, denn eine Wanderung hier lohnt sich auf jeden Fall und schien uns keineswegs so schwierig, wie der Reiserführer es sagte. Überhaupt muss man an dieser Stelle einmal sagen, dass das Erlebnis Pyrenäen über den erradelten Passhöhen weitergeht und ein Wanderaufenthalt dringend angeraten ist. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Dorfbummel und natürlich mit einer Siesta, denn wir sind ja schließlich in Spanien, auch wenn hier alles 100% katalan ist.

 

 

                       08.07.2007       Fahrt nach Olot über

Ripoll – Sant Joan de les Abadesses – Coll de la Sentigosa – Col de Coubet (59,96km)

 

Da es am Camping das Brot erst um 09:00h gab und wir große Hitze befürchteten, schwangen wir uns ohne Frühstück auf’s Fahrrad, kauften im Supermarkt ein und sausten die 15km hinab bis Ripoll. Ich glaube, wenn man sich anstrengt, müsste man auf diesem Stück nicht ein einziges Mal treten. In Ripoll frühstückten wir angesichts des berühmten, aber verglasten Kirchenportals. Für 3€ p.P. ließen wir uns Kirchen-, Portal- und Kreuzgangbesichtigung nicht nehmen und waren überrascht ob der schlichten Schönheit und der beeindruckenden Steinmetzarbeiten. Weiter ging es auf der C26 in Richtung Sant Joan. Schon waren wir froh, dass heute Sonntag und wohl deshalb nicht soviel Verkehr ist, da trauten wir unseren Augen nicht: Ein Fahrradweg! Wie schon in Lourdes war hier auf einer stillgelegten Bahntrasse eine Piste Cicle (?) eingerichtet worden, auf der es sich ziemlich easy nach Sant Joan radeln ließ. Da waren wir aber ziemlich erstaunt. Mit einem Fahrradweg hatten wir hier in Spanien nun wirklich nicht gerechnet! Auch Sant Joan hat ein schönes Kloster zu bieten, das wir aber aufgrund der Zeit nur kurz von außen besichtigten. Die Sonne stand schon hoch, als wir auf die GI521 einbogen und den Anstieg zum ersten Col des Tages in Angriff nahmen. Die Straße, kaum befahren, schlängelte sich in fahrbarer Steigung durch den Wald. Eine Gruppe Rennradler überholte uns, wollte wissen, wie weit es heute für uns noch ging und versprach uns eine steile Abfahrt nach Olot. Bis dahin waren es aber noch ein paar Kilometer bergauf. Noch einmal genossen wir den Blick auf die Serra Cavallera, dann bogen wir um eine Ecke und – standen auf dem Coll de la Sentigosa! Wieder einmal geschaftt! Aber jetzt schnell weiter, denn der nächste, der letzte Coll unserer Tour wartete. Und der wurde uns geschenkt. Fast nur abwärts ging es auf die N260 zu und auf den Coll de Coubet. Das war ja einfach! Wir machten Mittagspause, das Passfoto und begaben uns in die Abfahrt. Und es stimmte: Sie war tatsächlich steil, aber man konnte das Rad ganz gut rollen lassen. Die beiden Vulkankegel in Olot sorgten zunächst für etwas Orientierungslosigkeit, aber dann fanden wir den Campingplatz gegenüber dem Freibad. Ein Mini-Plätzchen in einer Steinwüste gegenüber dem Sanitärhaus wurde uns zugewiesen. Es war schnell klar: Hier würden wir duschen und unsere Klamotten waschen, mehr aber auch nicht. Olot ist ganz nett, aber erst ab 19:00h belebt. Zu essen gab es daher erst lange nach 20:00h etwas, und wer in der Nachmittagshitze noch den Vulkan bestiegen hat, hat jetzt einfach Riesen-Hunger! (934,66km)

 

 

                       09.07.2007       Fahrt nach Blanes über

St. Estevell-en-Bas – St. Felia-de-Pallerols – Anglés – Sta. Coloma-de-Fornes – Riudorens – GI555 – GI512 – B/GI 600 (94,70km)

 

Die Nacht auf unserem Kiesellager lief erholsamer als gedacht. Bei bedecktem, teilweise sehr dunkel-bedecktem Himmel brachen wir auf in Richtung Mittelmeer. Sowohl die Umgehungsstraße von Olot als auch die Ausfallstraße nach Vic kosteten uns aufgrund der hohen Verkehrsdichte einige Nerven. Zudem ging es bergauf; aber geht es zum Meer denn nicht immer bergab? In Les Preses fanden wir den in der Karte als „El Carrilet“ verzeichneten Radweg (größtenteils eine ehem. Bahntrasse), auf dem wir nach St. Estevell gelangten. Mal links herum, mal rechts herum schlängelte sich der Weg und erschwerte ein zügiges Vorankommen. Hinter St. Estevell überquerten wir den dann tatsächlich letzten, in der Karte nicht verzeichneten, aber durch ein Wanderschild ausgewiesenen Pass, den Collada de Bas mit ca. 600Hm. Von dort an ließen wir den Radweg links liegen und rollten ins Tal des El Brugent bis Anglés. Von hier bis Sta. Coloma erschwerten Aufs und Abs (jeweils 50 – 100Hm) das Vorwärtskommen und die Zeit schritt unaufhörlich voran. Immer wieder tröpfelte es aus dunklen Wolken, die von nirgends wo her, sondern an Ort und Stelle zu entstehen schienen. Es ging weiter in Richtung Mostaleric, durch angelegte Pappelwälder und immer wieder an Baustellen der Hochgeschwindigkeitstrasse Frankreich – Barcelona – Madrid vorbei. Hier und da warteten an der Landstraße leicht bekleidete Damen auf Kundschaft. Endlich sahen wir ein Schild: Blanes 14km. Der Boden wurde sandiger und wir fuhren durch einen Pinienwald. Das war Küstenvegetation. Die Straße schlängelte sich links wie rechts, hoch wie runter und vom Meer war keine Spur zu sehen. Nur der Verkehr wurde immer dichter. Ein paar Kreisverkehre später sind wir in Blanes angekommen und folgten der Beschilderung zu den Campingplätzen. Aldi, Lidl, Puls – die Deutschen haben ihre Discounter auch nach Spanien exportiert. Die Straße zum Camping ist von Imbissbuden und Strandshops sowie von Hotels gesäumt und wurde von Hunderten von Touristen bevölkert. Wir bezogen ein kleines Plätzchen auf einem Camping mit holländischer Übermacht und testeten das Mittelmeer! Yippie, endlich angekommen. Nach 1000km durch die Berge haben wir nichts anderes mehr im Blick als die Horizontlinie. Die Sonne war mittlerweile herausgekommen und wir hüpften in Europas Badewanne. Später haben wir uns dann noch ins Getümmel gestürzt. Mit Badehose kaufen, holländische Pommes essen, französische Crêpes probieren, spanischer Paella und katalanischem Salat mit Cerveza. Hier gibt es einfach alles. Geschlafen wird allerdings mit Ohrenstöpseln! (1029,36km)

 

 

                       10.07.2007       Fahrt nach Barcelona/Gava über

Magrat – Pineda – Calella – NII – Barcelona-Innenstadt – Barcelona-Hafen – El Prat (101,17km)

 

Heute klingelte der Wecker um 05:00h. Warum? Wir hatten einfach keine Lust die Küstenstraße, die einzige sinnvolle Verbindung nach Barcelona, mit tausenden von badebeschlappten, im Weg stehenden oder hupenden Touristen zu teilen. Also war unser Plan: Früh weg, früh dadurch, früh in Barcelona. Bei Sonnenaufgang hatten wir Blanes verlassen und radelten zunächst immer am Meer entlang nach Calella. Gespenstisch ruhig lagen die Bettenburgen da, der Strand war verwaist. Unser Plan ging auf und schon gegen 08:00h wurden die letzten 40km eingeläutet. In Premiar nahmen wir ein zweites Frühstück ein und stürzten uns ins barcelonensische Peripherie- und Stadtgewühl. Ab hier waren die Orte, obwohl noch nicht wirklich zu Barcelona gehörend, nicht mehr zu trennen. Wann wir dann tatsächlich die Stadtgrenze überquert haben, wissen wir nicht, da es kein Ortseingangsschild gab. Von nun an fuhren wir immer geradeaus, der NII folgend. Gehörten die Kreisverkehre in der Peripherie schon zur höheren Schule des Radfahrens, so lernten wir innerstädtisch noch einmal neue Dimensionen kennen. Sechsspurig prescht die Gran Via de les Corts Catalanes durch die Stadt. An der Kreuzung mit der Diagonal war die andere Kreuzungsseite bestimmt 150m entfernt. Immer geradeaus ging es für uns; die Spur halten und gegenüber den Rechtsabbiegern verteidigen, hieß unsere Strategie. Dann war da ein Radfahrstreifen. Ganz links allerdings. Also fuhren wir ’rüber über alle sechs Spuren. Hier radelte es sich dann ganz entspannt. Plötzlich war der Streifen allerdings vorbei, ohne Vorankündigung, mitten auf einer Kreuzung. Dieses Mal gerieten wir mit den Linksabbiegern in Konflikt, erzeugten ein kleines Chaos und benutzten dann lieber die Fußgängerampel. Hinter der Placa Espana gab es wieder einen Radfahrstreifen. Der Flughafen und Casteldelfels (unsere Richtung) waren durch einen Tunnel ausgeschildert, wir blieben aber lieber oberirdisch. Irgendwann ging es hier allerdings nur noch auf die Autobahn. Der Flughafenzubringer sah aber auch extrem nach Autobahn aus. Was nun? Im Hafengebiet gab es eine weitere Brücke über den Llobregat und von dort konnte man laut unserer, zugegeben für eine Stadtdurchfahrt mit dem Fahrrad nicht sehr geeigneter Karte, nach El Prat gelangen. Wenn uns nicht ein netter Mopedfahrer und ein weiterer Mann mit Zuhilfenahme eines dritten, eines Autofahrers, den Weg erklärt hätten, wären wir wahrscheinlich noch länger als die gute Stunde durch das Hafengebiet geirrt. Lost between Lkws. Sehr nervenaufreibend. Irgendwann erreichten wir El Prat. Wir waren erleichtert, aber noch nicht am Campingplatz. Denn wir mussten ja noch irgendwie am Flughafen vorbei, ohne die vermeintliche Flughafenautobahn C31 zu nutzen. Schon wieder herrschte Ratlosigkeit. Ein Rad fahrender Spanier unseres Alters half uns dann weiter, indem er vorfuhr und uns so den Weg in Richtung Casteldelfels und Campingplätze zeigte. Er fuhr und fuhr und fuhr und fuhr, bis wir an der Auffahrt zur C31 standen. Hier müsst ihr entlang! Auf der Autobahn? Das ist keine, ihr dürft dort fahren, aber nur auf dem Seitenstreifen. Als ob wir auf der linken Spur zum Überholen ansetzen würden. Also ging es ’rauf auf die Autobahn, die keine ist und die wir also schon vor über zwei Stunden hätten benutzen können, durch die Baustelle (ohne Seitenstreifen) und nächste Abfahrt wieder herunter. Denn dort ging es laut Beschilderung zum Camping. Ein Radweg führte uns in Richtung Meer. Neue Straße, neue Schilder, alles tipi-topi. Nur die Brücke über die C31 war noch nicht fertig. Ziemlich dumm standen wir da. Den Campingplatz quasi vor Augen aber keine Möglichkeit, dorthin zu kommen. Wir fragten mal wieder, erfuhren, dass alle Campingplätze geschlossen seien, es aber ein paar Kilometer noch zwei weitere gäbe. Also wieder ’rauf auf die C31 und durch die nächste Baustelle. Die C31 ist etwa mit der A40 zur besten Fahrzeit (also nicht voll und langsamer, sondern dichter Verkehr bei etwa 100km/h) zu vergleichen. Die paar Kilometer entpuppten sich zum Glück nur als wenige Meter, denn schon kurz darauf tauchte links der Straße der Campingplatz „Tres Estrellas“ auf. Aber aufgrund der baulichen Trennung der Fahrspuren mussten wir dennoch bis zur nächsten Abfahrt, um wenden zu können. Nach diesem ganzen Chaos schien es fast wie ein Wunder, dass es hier auf dem Camping noch ausreichend Stellplatz für uns gab und scheinbar nur EINE Teenie-Gruppe mit lauter Musik und Bier in unserer Nähe campt. Und was noch gar nicht erwähnt wurde: Kalt war es heute im Übrigen nicht gerade… Wir bauten unser Zelt ein letztes Mal mit viel Liebe auf und sprangen dann schnell ins Meer. Und dann war der Stress auch schon fast wieder vergessen. Es überwiegt mal wieder das Gefühl, scheinbar nicht Schaffbares geschafft zu haben. Prost! (1130,53km)

 

 

                       11.07.2007       Stadtbesichtigung Barcelona:

Placa Catalunya – Rambles – Raval – Barri Gotic

 

Der gestrige Tag verlangte nach Schlaf und so kam es, dass wir erst um 12:30h zur Stadtbesichtigung aufbrachen (wir wuschen allerdings vorher noch unsere Wäsche, muss ich zu unserer Verteidigung sagen!). Der Bus fuhr uns bis zur Placa Catalunya, in dessen unterirdischem Tourismusbüro wir allerlei wichtige Infos zur Stadterkundung bekamen. Wir begannen unseren Bummel durch die innerste Innenstadt mit einem Kaffee im Café Zürich, bevor wir uns im Getümmel der Rambles in Richtung Hafen treiben ließen. Die Rambles sollen die zwei Seiten Barcelonas zeigen. Oben das geschäftstüchtige, etwas kühlere und bürgerliche Barcelona und unten die Leidenschaft und den Wagemut. Leider entdeckten wir vor allem die dritte Seite: Die Touristen und die für sie geschaffenen Attraktionen, Portraitmaler und Living dolls. Und dennoch: Lebhaft, betriebsam und bunt sind sie, die Rambles. Es reihen sich Hotels an Tapas-Bars, Konditoreien an Fast-Food-Läden und dazwischen blitzen Bürger-Paläste und die Oper auf. Genauso bunt geht es auf dem Bouqueria-Markt zu. Früchte und Gemüse aus allen Winkeln der Welt, zum Teil mundgerecht geschnitten und mit Gabel im Plastiktopf als Touristenmenu zu kaufen, gibt es standweise, Fleisch und Fisch sind in der Regel tot, Schalentiere nicht unbedingt. Die Auswahl ist, wie scheinbar alles in dieser großen Stadt, riesig und bunt. Und man kann sie auch gleich in den markteigenen Tapas-Bars mitten im Gewühl kosten. Etwas ruhiger ging es dann im Raval zu. Hier war die Mischung eine andere. Alt und neu, Arm und reich treffen tatsächlich unmittelbar aufeinander. Während ein Teil der Universität und besonders das Museum für zeitgenössische Kunst in der Sonne erstrahlten, wirkte die umliegende Bebauung auf uns gammelig. Auf den Rambles El Raval teilen sich islamische Schlachter die Ladenlokale mit Galerien und Bars. Und die Menscher aller Nationen, die hier herumlaufen, gehören ebenso zum Stadtbild wie die ehrwürdige Bibliothek. Im Barri Gotic haben die Touristen wieder das Ruder in der Hand. Vorbei an Läden mit zum Teil sehr speziellem Angebot schlenderten wir von der hübschen Placa Reial am politischen Zentrum (Rathaus und Generalitat) vorbei zur Kathedrale La Seu. Groß und prunkvoll ausgestattet und mit sehr filigran gearbeitetem Chorgestühl ist sie beeindruckend. Dass es aber im Kreuzgang Postkarten zu kaufen gibt und Touristen die hier lebenden Gänse füttern, versperrt allerdings den Blick auf die gotische Architektur und die geistliche Atmosphäre. Wer Stille im Kreuzgang sucht, sollte zurück nach Ripoll oder St. Lizier fahren. Für uns ging es zurück über die Placa Nova und durch Einkaufsstrassen zur Placa Catalunya. Auf dem Rückweg im Bus stellten wir uns dann aber die Frage: Ist Barcelona so, wie wir es heute erlebt haben, bunt und von allem etwas, oder werden wir noch etwas entdecken, das wirklich „barcelonesk“ ist?

 

 

12.+13.07.2007        Stadtbesichtigung Barcelona:

Do:      Montjuic mit Pavillion Mies van der Rhohe, Fundacio Miro, Estadio Olimpic, Torre de Calatrava

Eixample mit Modernisme-Häusern, Sagrada Familia, Parc Güell

Fr:       Rambles, Mol d’Espana, Barcelonetta, Estacio Franca, Port Olimpic, Poble Nou, Forum Herzog/de Meuron

 

Inhaltlich kann man zu jedem der von uns besuchten Orte im Reiseführer nachlesen, worum es geht, warum sie wichtig sind und von besonderer Bedeutung. Dort wird es wohl auch besser beschrieben sein, als wir es könnten. Aber dennoch ein paar Anmerkungen.

Barcelona ist groß, sehr groß. Wir haben fast alles unserer Tour zu Fuß abgelaufen und waren echt platt. Und dennoch gewinnt man wahrscheinlich so wesentlich intensivere Eindrücke, als wenn man mit dem Touristen-Bus zur Stadtrundfahrt aufbricht. Wir haben uns die drei Tage hier in Barcelona sehr voll gepackt, aus Sorge, irgendetwas nicht gesehen zu haben. Und doch haben wir natürlich nur einen Bruchteil erkunden können. Barcelona schwankt nach unserem Empfinden sehr zwischen absoluten Touristen-Hochburgen, Abrisshäusern und Neubau-Wahnsinn. Für mich hat sich kein „Das-ist-DAS-Barcelona-Gefühl“ eingestellt. Der Montjuic war fast verlassen, im Modernisme-Quadrat, insbesondere an der Sagrada Familia drängten sicht Touristen aus allen Erdteilen, am Stadtstrand aalten sich karrierebewusste Einheimische in der Mittagspause, der Port Olimpic wird erst abends belebt und zur Partymeile, am Forum stießen wir auf eine Kindergruppe, die sich im Ferienprogramm befand… Barcelona hat kein Gesicht oder aber ganz viele. Es wird an fast jeder Ecke gebaut und an den anderen hält der Verfall Einzug. Schön und unschön. Voller Atmosphäre und gleichzeitig oft steril. Was bleibt für uns an Eindrücken? Barcelona ist mindestens zwei Reisen wert: Eine zum Abarbeiten der Touristen-Punkte und eine zum Erleben. Also, bis bald?!?

 

 

                       14.07.2007       Rückreise über

Flughafen Barcelona – Flughafen Düsseldorf – Essen-Kettwig (12,14km)

 

Etwa eine Stunde, nachdem die Musik der sich gegenüber dem Campingplatz befindlichen Disco leiser gedreht worden war, begannen wir, unser Zelt abzubauen. Um 5:40h brachen wir dann auf und erreichten über die C31 den Flughafen. Trotz der gerade erst einsetzenden Dämmerung war die Fahrt über die „Autobahn“ gar nicht so schlimm wie erwartet. Denn am heutigen Samstag waren um diese frühe Uhrzeit nur wenige Autos und Lkw unterwegs. Nach 6km wechselten wir auf den Flughafenzubringer G32B und erreichten nach weiteren 4km das Ziel: Terminal B. Während der Wartezeit am Checkin konnten wir die Räder demontieren und verpacken; sie wurden dann von einem Mitarbeiter der Sondergepäckabteilung am Schalter abgeholt. Mit ca. 10minütiger Verspätung hoben wir vom Flughafen Barcelona ab, der natürlich auch eine Baustelle ist und genossen den Flug in’s ebenfalls sonnige und warme Düsseldorf. Beim Transport ist eine Speiche von Mirkos Vorderrad aus der Felge gerissen worden, so dass wir also erst noch eine Schadensmeldung machen mussten. Aber da es ja noch recht früh war (etwa 12:30h) blieben wir ganz entspannt und nahmen eben eine S-Bahn später in Richtung Heimat. Heute Abend wird die ohnehin schon einladende, ruhige und gemütliche Altstadt von Kettwig mit ihrer überschaubaren Anzahl von Restaurants und Kneipen auf uns wohl noch beschaulicher wirken als sonst!

(1142,67km)