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Letztes Update: 01.09.2007 --- Berge und Pässe

Im Tal der Loire 1999

 

18.07.1999 1. Anreisetag

Dortmund Hbf - EC 103 über Hagen – Köln - Frankfurt-Flughafen-Fernbahnhof – Freiburg - Basel (SBB)

 Weiterfahrt nach Genf: Die Alpen sind hier gar nicht so hoch wie wir erwartet hatten, aber mit der Bahn am Ufer des Genfer Sees entlang zu fahren, ist schon stimmungsvoll. Die Ankunft in Lyon war natürlich später als geplant, man hat sich eben in die Hände der  SNCF gegeben. Im Hotel Dauphin, das wir ja schon im letzten Jahr kennengelernt haben, ließ es sich wieder einmal gut schlafen, wenn auch nicht wirklich komfortabel, aber es ist halt das preiswerteste Hotel in Bahnhofsnähe.

 

19.07.1999  2. Anreisetag

5:07h Abfahrt in Lyon mit einer Bimmelbahn nach Le Puy.

7:42h Ankunft in Le Puy: Kalt! Wir mussten die Pullover anziehen, außerdem hingen die Wolken ganz schön tief, dafür haben wir aber den Campingplatz sofort gefunden; dort gefrühstückt und uns erst einmal ausgeschlafen. Um 13:30h brachen wir zum Stadtrundgang auf. Das sehr dominierende Kloster beeindruckte durch die bunten Arkaden im Kreuzgang und die über den Hang hinaus aufgeständerte Kathedrale. Ebenfalls faszinierend: St. Michel, eine Kirche, die um 900 n.Chr. direkt auf einem freistehenden Vulkanschlot erbaut wurde. Die Stadt ist sehr verwinkelt und belebt. Zum Glück ist sie nicht von Touristen überlaufen. Der Himmel zeigte sich wolkig mit sonnigen Abschnitten (gutes Radfahrwetter, hoffen wir).

 

20.07.1999 Fahrt nach Aurec-sur-Loire über

Varey - Retournac - Beauzac - Bas-en-Basset (68,5 km)

Bei strahlend blauem Himmel fuhren wir um 9:20h in Le Puy los. Die Fahrt bis Varey durch die Gorges de Peyredeyre gestaltete sich bei frischer Morgenluft und stetigem Gefälle sehr angenehm. Die Berge links und rechts der Loire sind ca. 1000 m hoch und zum Teil sehr felsig und steil. Kurz vor Retournac mussten wir die erste Steigung von 25 Höhenmetern überwinden. In Retournac stieg die Straße dann hoch über das Loire-Tal und überwand auf zahlreichen Kurven 180 Höhenmeter. Hier war Schieben angesagt. Wir erreichten schon heute den absoluten Höhepunkt unserer Tour: 685 m ü. NN. Anschließend wurden wir mit einer ca. 10 km langen Abfahrt (max. 60 km/h) belohnt, die uns durch den hübschen, niedlichen, kleinen Ort Beauzac führte. Ab hier nahm das Unheil seinen Lauf: Die im Radführer mit Auf und Ab bezeichneten Steigungen schienen uns bei brütender Mittagshitze fast unüberwindbar. Oft mussten wir absteigen und hatten fast keine Augen mehr für die Weitblicke über die Berge, die uns zuvor so fasziniert hatten. Eine rasante Abfahrt führte uns zum Campingplatz von Aurec-sur-Loire (Ankunft 14:30h). Der Ort ist klein, verwinkelt, aber erstaunlich belebt, wie alle “Bergdörfchen“ entlang der Strecke.

 

21.07.1999 Fahrt nach Feurs

Aurec-sur-Loire - Caloire - Chambles - St. Just-St. Rambert - St. Cyprien - Creintilleux - Unias - Magneux - Hte. Rive   (61,5 km)

Bei der Abfahrt um 9:20h kam uns der bedeckte Himmel sehr gelegen, hatten wir doch nach den ersten 10 km des üblichen Auf und Ab eine Steigung von 180 Höhenmetern zu überwinden. Die Steigungsstrecke durch die bewaldeten Hänge  der Gorges war angenehmer zu fahren als erwartet. Das lag zum einen daran, dass ca. 5% Steigung nicht überschritten wurden, zum anderen am wolkenverhangenen Himmel und an den ermunternden Zurufen der Rennradler, die, wenn auch schon etwas betagter, mit einem freundlichen „Bonjour“ oder „Allez, Allez!“ an uns vorbeizogen.

Auf der Höhe angekommen (635 m ü. NN) fanden wir den Ort Chambles vor. Uns schien es, als seien wir mit jedem Höhenmeter auch ein Jahr in der Zeit zurückgereist. Auf dem Weg zur Kirche des Ortes, ein dreischiffiger Basilikabau mit Apsisgewölbe in Sichtmauerwerk aus dem 9 Jhdt., versperrten uns müßiggehende Kühe den Weg, die vom Marktplatz über den einzigen Hauptweg in Richtung Kirchplatz getrieben wurden, sich aber nicht treiben ließen. Von diesem Platz und dem schmalen Kirchgarten konnten wir unseren Blick weit über die Landschaft streifen lassen. Die Berge, aus denen wir kamen, und die Ebene, in die wir fahren würden. Die Abfahrt war dann wesentlich erholsamer, aber auch sehr kalt, so dass wir zum zweiten Mal auf dieser Reise unsere Pullover brauchten.

In der Ebene angekommen, ließ das Kopfsteinpflaster in St. Just-St. Rambert eine Speiche an meinem Hinterrad brechen  (ein uns wohlbekanntes Problem, deshalb hatte ich extra Ersatzspeichen dabei). In diesem Ort gab es zum Glück eine „Garage de Vélo“, wo mir sehr gewissenhaft eine neue Speiche eingebaut wurde. Trotz Gegenwind kamen wir in der Ebene nun schnell voran, bis eine zweite Speiche dem Druck der inzwischen arg verdrehten Felge nachgab. Dennoch fuhren wir weiter. Als dann das Hinterrad auch noch einen Platten hatte und wir mit pumpen-fahren-pumpen-fahren nicht mehr weiterkamen, war mal wieder Schieben angesagt. Zum Glück war ein kleiner Ort in der Nähe. Nachdem Schlauch und Mantel aus der Felge quollen, hatte Wiebke einen netten Renault-Mechaniker gefunden, der mich und mein Fahrrad erst einmal im Auto zu seiner Werkstatt transportierte. Wiebke fuhr unterdessen in Richtung Feurs. Ich hatte während dieser Zeit die Belegschaft der Renault-Garage (erstaunlich viele Mitarbeiter) davon überzeugt, dass mir nur ein Fahrradhändler wirklich weiterhelfen könne. In der Garage hatte man nämlich die ganze Zeit versucht, den Reifen wieder aufzupumpen und mein Französisch reichte irgendwie nicht aus, um klar zu machen, dass das bei der total zerrupften Felge auch nichts mehr bringt. Ich wurde dann wieder samt Fahrrad ins Auto verladen und fuhr erst einmal zum Campingplatz nach Feurs, auf dem Wiebke schon ein Fleckchen ergattert hatte. Nachdem wir unsere Laune mit Schokolade und Eis (Spitzen-Sportler-Nahrung!) aufgebessert hatten, fanden wir in dem hübschen Ort eine gute Werkstatt. In Rekordzeit war das Rad repariert bzw. alles ausgewechselt (entsprechend hoch waren die Kosten; aber egal). Zurück auf dem Campingplatz: Das übliche Ritual und die Hoffnung: Toutes va bien...Alles wird gut!

 

 

22.07.1999 Fahrt nach Pouilly s/s Charlieu

St. Jodard - Château de la Roche - Barrage de Villerest – Roanne (le Coteau) - Mably - Briennon - Poulliy (72,8 km)

 

Nach gewohnter Abfahrtszeit erreichten wir bei bedecktem Himmel (selten gab es blaue Löcher) schnell die Steigung von Pinay und St. Jodard, die – im Nachhinein betrachtet - ganz gut zu fahren war, hatten wir doch teilweise den recht heftigen Wind im Rücken. Nach der Abfahrt konnten wir das „Château de la Roche“ bewundern. Danach hatten wir bis zur Staumauer entlang des Lac de Villerest acht Nebentäler zu überwinden, die der starke Gegenwind noch etwas steiler werden ließ. Selbst bei den Abfahrten hatten wir oft das Gefühl, gegen den Wind antreten zu müssen. Dafür erlebten wir heute eine fast unberührte, ursprüngliche Landschaft, deren Anblick auf jeden Fall die Anstrengungen entlohnte. Nach der Fahrt über die riesige Staumauer mussten wir noch einen Hügel überqueren, um dann schnell durch Roanne zu fahren. Das ist nämlich eine fürchterliche, laute und häßliche Stadt. Mit Gegenwind erreichten wir endlich gegen 15:45h den niedlichen Camping in Pouilly. Übrigens, die Schweizer vom letzten Campingplatz trafen wir unterwegs (sie fahren nach demselben Radführer) und sind nun auch hier eingekehrt - allerdings nach uns! Jetzt, um  kurz vor neun, sind es nur noch 17°C.

 

23.07.1999 Fahrt nach Dompierre-sur-Besbre über

Pouilly – Melay – Artaix – Chanbilly – Aurilly – Chassenard – Coulanges – Pierrefitte- sur-Loire – Diou (71,2 km)

Als wir heute Morgen den Reißverschluss des Innenzeltes öffneten, schlug uns die Kälte entgegen: Bei 11°C frühstücken und alles anziehen, was warm hält! Die Fahrräder waren bepackt und wir abfahrbereit, als es anfing, aus dem grauen Himmel zu nieseln. Ausgerüstet gegen den Regen fuhren wir los. Die heutige Etappe sollte uns auf Straßen, Wegen, Pfaden und durch offenes Gelände entlang des Kanals „Roanne á Digoin“ führen. Nach etwa 3 km kam die Sonne heraus, das Regenzeug wurde verstaut, die langen Hosen ausgezogen. Auf holprigen Wegen fuhren wir den Kanal entlang Richtung Norden und sahen höchstens an einer der zahlreichen Schleusen einen Menschen. Bei unserer Mittagspause trafen wir einen Sachsen, der von Mulhouse kam und nach Gibraltar wollte (an dieser Stelle schöne Grüße). Als wir den holprigen Pfad verlassen hatten, stellten wir fest, dass „Fahren in der Ebene“ nicht immer „eben“ bedeutet, besonders der Anstieg der Route National hinauf nach Dompierre war äußerst kräftezehrend. Dompierre-sur-Besbre ist allem Anschein nach ein etwas größerer Ort, der Camping ist ganz ok, wenn auch etwas spießig (Dauercamper). Bleibt die Frage: Wo sind die Schweizer???

 

24.07.1999 Fahrt nach Nevers

Beaulon – Garnat – Garnay – Decize  - Fleury – Chevenon (83,4 km)

Heute Morgen war es zunächst zu kalt zum Aufstehen, da aber der Brötchenmann eh erst um 8:30h kam, kletterten wir erst um 8:00h ziemlich durchgefroren aus dem Zelt. Die Sonne am strahlend blauen Himmel wärmte jedoch schnell, so dass uns der Wind unterwegs, meist kam er zum Glück schräg von hinten, ganz lieb war. Die Landschaft heute lud wirklich zum Genussradeln ein: Auf einer wenig befahrenen Straße radelten wir gemütlich am Fuße der seichten (walisisch oder mittelenglisch anmutenden) Hügellandschaft entlang. Mit Ausnahme von Decize durchquerten wir nur verschlafene Dörfer, oft führte die Straße kilometerweit geradeaus durch die „Pampa“. Ab Decize erblickten wir links und rechts der Loire (die wir heute eher selten sahen) die ersten Loire-Schlösser. So auch Chevernon, das schottisch anmutende „Castle“, das scheinbar nur aus Fassade zu bestehen schien. Gegen 15:45h erreichten wir den Campingplatz, von dem aus wir nun über die Loire auf das Stadtbild von Nevers (beherrscht von der Kathedrale) schauen können. Die Stadt klingt sehr belebt, aber die Besichtigung folgt erst morgen. Ein Tag Pause!

Ach so: Hier haben wir die Schweizer wieder getroffen!

 

25.07.1999 Stadtbesichtigung Nevers

Kathedrale: Romanisch-gotische Kathedrale an der man sehr gut den durch die lange Bauzeit bedingten Stilwechsel von romanisch über  früh- bis hochgotisch erkennen kann. Auffallend sind die modernen Fenster (die alten waren durch Bomberangriffe zerstört worden).

Palais Ducal: Auf der Mittelachse angeordneter Treppenturm als Symmetrieachse, seine Fenster folgen dem Treppenverlauf, vor dem Gebäude liegt ein großzügiger Champs, der fast bis an die Loire reicht.

Eglise St. Gilard: Romanische Basilika, Hauptschiff: Tonnengewölbe, Seitenschiffe: Kreuzgratgewölbe. Auffallend schönes Licht im Chorumgang in der ansonsten eher düsteren Kirche.

Cloître St. Gilard: Pilgerstätte, Grablege und Schrein der Heiligen Bernadette von Nevers.

Mittagessen im Park und faulenzen in der Sonne, unser Abendessen nahmen wir im Pub „Du Bureau“ ein: Sehr zu empfehlen.

 

26.07.1999 Fahrt nach Sancerre

Marzy – Garchizy – Germigny – Tronsanges – La Charité sur Loire – Herry – La Croix (78,3 km)

Ein weiterer brütendheißer Tag hielt gleich am Vormittag einige Steigungen für uns bereit. Nach ruhiger Fahrt durch den Loire-Bogen und Fourchambault stieg das Hügelland wieder kräftig an. Wir befuhren heute, abgesehen von ein paar Kilometern bei Charité nur Nebenstraßen, die uns mit ihren leichten Wellen und links und rechts von Getreide beziehungsweise Sonnenblumenfeldern flankiert wieder echtes Genussradeln bescherten. Der Wind stand ganz günstig, so dass wir schon gegen 14:00h auf dem Campingplatz von St. Satur unser Zelt auf aufbauen konnten (ein niedliches Plätzchen direkt am Ufer der Loire). Am späteren Nachmittag fuhren wir hoch nach Sancerre. Das touristisch interessante Weinstädtchen fanden wir nicht vor, vielmehr ein (fast) verschlafenes Bergdörfchen inmitten von Weinbergen gelegen, von dem aus man einen schönen Blick auf die Gegend und das Viadukt von St. Satur hat. Die steilen Gassen waren selbst um diese Tageszeit noch schwer zu erklimmen und wir machten uns bald wieder auf die rasante Rückfahrt. Endlich einmal Postkarten schreiben. Und schon wieder Holländer als Nachbarn, aber sehr nette: „We go for a walk. You can sit on our chairs, if you want!“ Im Sitzen lassen sich Postkarten halt besser schreiben, als wenn man immer nur auf den Standmatten herumkriecht.

 

27.09.1999 Fahrt nach Sully sur Loire

St. Satur – St. Thibault – Cosne-sur-Loire – Léré – Beaulieu-sur-Loire – Chatilon-sur-Loire – Gien – Sully-sur-Loire – St. Pére-sur-Loire (80,5 km)

Bis Cosne fuhren wir auf Nebenstraßen ähnlich denen von gestern. Ab Cosne ging es dann am linken Loireufer in langen Wellen durch eine eher langweilige Landschaft, die von zwei Kernkraftwerken dominiert wurde. Die Stadt Gien bietet vom linken Loireufer einen fast majestätischen Anblick: Auf dem Hügel das Schloss, darunter an den Hängen Bürgerhäuser, eine mittelalterliche Rundbogenbrücke bildet die Verbindung zum linken Ufer. 10 km vor Sully bogen wir auf den „Deichweg“ entlang der Loire ab und standen plötzlich vor dem „Château de Sully“ , das zunächst als Festung zur Sicherung der Loirebrücke gebaut war und später zum Wasserschloss, also zu einer Residenz umgestaltet wurde. Seinen wehrhaften Charakter hat das Château behalten. Da Sully oft Auftakt der Reisen durch das Loire-Tal und die Pforte zum Tal der Könige ist, gibt es (jedenfalls rund um das Schloss) schon ein paar Touristen.

 

28.07.1999 Fahrt nach Orléans

Ouilly – Sigloy – Jargeau – Sardillon – St. Cyr – Olivet (54 km)

Die Strecke heute führte größtenteils auf dem Loiredeich oder -damm entlang (was nicht heißt, dass wir stets am Fluss blieben; oft trennten Damm und Loire sich deutlich). Durch Dörfer kamen wir eher selten, die Landschaft ist jetzt wirklich platt (schon fast wie in Ostfriesland) und links und rechts des Damms entdeckten wir einige Gemüse- und Obstfelder. Aber insgesamt war die Strecke langweilig und bei Seiten- bzw. Rückenwind schnell zu fahren, so dass wir den Campingplatz in Olivet schon vor 12:00h erreichten (die Schweizer haben wir seit Nevers nicht mehr gesehen, eigentlich schade.) Unser Platz liegt auf einer Art Halbinsel in der Loiret, d.h. der Wein kann heute gekühlt getrunken werden.

 

29.07.1999 Stadtbesichtigung Orléans

Nach der gestrigen Flasche Wein haben wir heute erst einmal ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt. Gegen Mittag sind wir dann mit dem Bus nach Orléans aufgebrochen. Die Busfahrt führte uns durch ewig lange Tram-Baustellen über den Pont Georges VII zum Place Martroi, auf dem das Reiterstandbild der Jeanne d’Arc zu bewundern ist. Die im Reiseführer angekündigten Touristenmassen waren allerdings nicht dort.

Auf Umwegen gelangten wir zur Kathedrale, die uns durch ihre Höhe und mit ihren vier Seitenschiffen beeindruckte, leider kam die Lichtwirkung der arg angegriffenen Fresken auf den Wänden der Seitenkapellen nicht mehr zur Geltung, da die bunten, im Krieg zerstörten Scheiben durch Klarglas ersetzt worden waren. Der Pont Georges VII sah aus wie jede andere gemauerte Bogenbrücke über die Loire, die wir schon gesehen hatten oder noch sehen sollten. Nach diesem kurzen und leider auch etwas ernüchternden Rundgang durch die Stadt, in der man laut Marco-Polo-Reiseführer den „Geist der Jeanne d’Arc“ erleben könnte, kehrten wir am späten Nachmittag zum Camping zurück.

 

30.07.1999 Fahrt nach Blois

Olivet – Cléry St. André – Beaugency – Avaray – Mer – Muides – St. Dyé – Vineuil – Lac de Loire (83,0 km) 

Nach einer Rekordabfahrtszeit von 8:50h lagen wir also bei recht angenehmen Morgentemperaturen und hochnebelartiger Bewölkung recht früh auf Strecke. Größtenteils auf wenig befahrenen, ebenen Nebenstraßen erreichten wir Beaugency. Danach wollten wir endlich entlang der Loire fahren und gerieten auf einen steinigen, sandigen Feldweg, der uns nicht nur sehr nahe an ein Kernkraftwerk führte, sondern sich auch noch in dessen Angesicht im Dickicht verlor. Mit vereinten Kräften schoben wir die Räder einen Abhang hinauf und erreichten anschließend relativ problemlos Blois, das leider doch keinen Campingplatz hatte, so dass wir zurück an den Lac de Loire radeln mussten. Der Camping hier ist nicht besonders schön und um nicht länger als eine Nacht hierbleiben zu müssen, besichtigten wir schon heute Blois. Die Stadt gefiel uns wesentlich besser als Orléans, ansteigende Altstadtgassen und viele, kleine, belebte Plätze verleihen ihr Flair und Stimmung. Auch Touristen gibt es hier mehr. Das Abendessen auf einem der Places war bemerkenswert gut.

 

31.07.1999 Fahrt nach Cour-Cheverny

Chambord – Bracieux (48,3 km)

Durch unser frühes Eintreffen am Schloss von Chambord konnten wir wenigstens die Fahrt auf der schnurgeraden Straße, die direkt auf das Schloss zuläuft, allein genießen. Auch das äußerst weitläufige Gelände in direkter Umgebung des Schlosses war nur dünn von Touristen bevölkert. Chambord selbst ist gewaltig, es besticht durch seine Größe, die erst beim Umfahren erlebbare Tiefe und seine unzähligen Dachauf-, -an- und –ausbauten. Die Weiterfahrt durch den Parc de Chambord war ebenfalls beeindruckend, in langen Wellen zieht sich die Straße ohne Kurve ca. 5 km durch den Wald.

Für das Château Cherverny nahmen wir uns mehr Zeit und besichtigten es auch von innen. Das Grafenschloss ist viel kleiner als Chambord, seine Fassade ist absolut symmetrisch. Die einzelnen Räume waren durchaus üppig und nach damaligem Zeitgeist sicher auch „trés chic“ eingerichtet. Für uns Neuzeitler wirkte es allerdings etwas schwerfällig und dunkel.

Es scheint mir übrigens hier in Cours-Cherverny den niedlichsten Camping in ganz Frankreich zu geben. Es gibt ca. 25-30 Stellplätze auf diesem kleinen Camping Municipale und das Klohäuschen liegt direkt am Fußpatt zur Stadt und hat die Hausnummer 5.

 

01.08.1999 Ausflug nach Chaumont über

Chitenay – Seur – Les Montils – Candé-sur-Beuvron  (52,4 km)

Auf recht wenig befahrenen Nebenstraßen radelten wir heute zum nächsten Loire-Schloss. Chaumont liegt hoch über der Loire, ursprünglich als Schutzburg für Blois erbaut. Wir ließen also die Räder im Dorf und stiefelten den Berg zum Schloss, vielmehr zur Burg hinauf. Denn Chaumont hat trotz seiner letzten Jahre als Lustschloss nach wie vor seinen Festungscharakter behalten. Wegen der günstigen Eintrittspreise besichtigten wir das Schloss und die Pferdeställe auch von innen. Von überladener und glamouröser Einrichtung und eben solchem Zierart war hier wenig zu sehen, bis auf die vielen, großen, gewebten Wandteppiche. Also eher schlicht, aber dennoch schöner – die Zeit war mehr zu spüren – als in Cheverny. Burgen sind halt irgendwie immer interessanter. Den Rest des Tages verbrachten wir mal wieder mit Lesen und in der Sonne brutzeln.

 

02.08.1999 Fahrt nach Chenonceaux

Troussay – Fougères – Pontlevoy – Montrichard (43,2 km)

Nach unserer Abfahrt um 9:10h kamen wir schnell nach Troussay. Diesen etwas größeren Herrensitz als Château zu bezeichnen, ist sicherlich etwas kühn, aber die Anlage zeigt doch deutlich, dass die Erbauer etwas vermögender waren. In Fougères sahen wir das zweite Château, das wirklich eher eine Burg war, und somit an das Château Chevernon erinnerte, bemerkenswert ist hier jedoch die Lage der Burg mitten im Dorf. Die wenig befahrene Departmentale durch Weinfelder und Sonnenblumen wurde zu einer sehr belebten Straße. Nach einer Schussfahrt hinunter nach Montrichard erreichten wir den Cher und die Region Tourraine. In Chenonceau bezogen wir den Camping Municipale in der Nähe des Schlosses so gegen 12:00h. Unsere Pläne, zunächst das Château zu besichtigen und anschließend noch nach Amboise zu radeln, wurden von einem heftigen Gewitterschauer zu Nichte gemacht. Also entschlossen wir uns, Chenonceau auch noch von innen zu besichtigen, trotz der 10.000 Touristen, die das heute auch schon getan hatten. Wir mussten dem Reiseführer Recht geben. Die schöne Anlage des Schlosses über den Cher und das zurückhaltende Interieur (es leidet allerdings unter den Touristenströmen) machen Chenonceau zum schönsten der bisher von uns besichtigten Châteaux. Unsere Eindrücke haben wir dann bei einem leckeren, wenn auch etwas hektischen Abendessen verdaut.

 

03.08.1999 Fahrt nach Luynes

Amboise – Montluis – Tours (53,2 km)

Nach einer lauten Nacht (aufgrund des regen Bahnverkehrs auf der Trasse neben dem Camping und ewig pladdernden Bäumen) fuhren wir bei zwar bedecktem, aber regenfreiem Himmel durch den Forêt d’Amboise in eben jene Stadt, um das Versäumnis von gestern aufzuholen. Das Städtchen ist sehr belebt (immerhin lebte und starb dort auf dem Clos Luçé Leonardo da Vinci), doch aufgrund unseres Gepäcks wagten wir uns nicht weiter in die engen Gassen vor. Der Abstecher war also nur ein „Kilometer schinden“. Auf der viel befahrenen Uferstraße gelangten wir über Montluis (bemerkenswert, da Weinkeller als Stollen direkt waagerecht in den Felsen getrieben worden sind) nach Tours, wo wir das erste Mal in diesem Urlaub Großstadtverkehr zu spüren bekamen. Die laute Ortsdurchfahrt, erschwert durch Autobahnzubringer und Gegenwind, führte uns auf die rechte Loireseite, auf der wir erst ein paar Kilometer vor Luynes auf eine ruhigere Straße einbiegen konnten. Das Dorf hier ist, wenn auch verhältnismäßig groß und Burg und Herrensitz aufweisend, verschlafen. Aber der Verkäufer im Alimentation-Presse macht einen Besuch auf jeden Fall lohnenswert und auch der alte Herr, der so eine Art Campingplatzwart abgab, war sehr drollig!
 

04.08.1999 Stadtbesichtigung Tours

Tours, mit ca. 130.000 Einwohnern die bislang größte Stadt auf unserer Tour, kann mit einer ganz besonderen Episode seiner Geschichte aufwarten: Hier hat nämlich der Heilige Martin seinen Mantel mit dem Bettler geteilt. Ihm zu Ehren wurde eine Kirche gebaut, die aber so oft umgebaut und wieder zerstört wurde, dass nur noch zwei Türme der Basilique St. Martin erhalten sind. In Nachbarschaft zu ihnen steht die neu errichtete und reich ausgestattete Basilika, die in der neuen alten Krypta den Schrein des Heiligen Martin birgt. Die Kathedrale von Tours wirkt etwas unglücklich proportioniert, die Fenster und Glasmalereien jedoch sind beeindruckend.

Ansonsten ist Tours eine Stadt des Handels, vor allem des Einzelhandels: Unzählige Boutiquen auf dem Boulevard, der eine ca. 3 km lange Achse durch die Cité schlägt, machen die Stadt zu einem Einkaufsparadies. Die Altstadt, allem voran der Place du Plumerau, auf dem Bars und Restaurants ihre unzähligen Tische ausbreiten, lassen das quirlige Treiben rundherum vergessen. Hier treffen sich die Einheimischen, die Studenten und, klar, die Touristen.

Nach einem Lesespätnachmittag suchte uns noch ein kräftiger Gewitterschauer heim, der glücklicherweise nur fast Einzug in unser Innenzelt hielt.

  

05.08.1999 Fahrt nach Chinon

Langeais – Ussé – Huismes (44,8 km)

Später als üblich (erst um 10:00h) brachen wir heute auf, zum Glück sahen die Wolken heute nicht nach Regen aus. Dennoch verpackten wir unser Gepäck wasserdicht und so gewappnet machten wir uns nun sogar bei Sonnenschein auf die „Kinderetappe“ (wegen der bescheidenen Länge) nach Chinon. Kurz bevor wir die Loire überquerten, gab es in Langeais noch eine Burg zu sehen. Nach einer etwas längeren Gegenwindstrecke (aber sehr schön an der Loire entlang) gelangten wir zum Dornröschenschloss Ussé. Von dort an war die Etappe doch nicht mehr nur Kinderkram, mussten wir doch die Wasserscheide zwischen Loire und Vienne passieren.

 

06.08.1999 Fahrt nach Saumur

Savugny - St. Candes-sur-Loire  - Montsoreau – Moulin-de-la-Hepinère – Parnay – Dampierre (38,9 km)

Mal wieder pünktlich abgefahren, schafften wir es durch günstige Windverhältnisse, einen Schnitt von 22 km/h zu fahren. Die Strecke führte uns ein wenig abseits der Vienne über Dörfer, von denen viele nicht einmal ein PMU hatten. Nach dem Zusammenfluss von Vienne und Loire fuhren wir noch ein Stück an ihrem Ufer um dann nach links abzubiegen. Nach einem Anstieg von etwa 30-40 Höhenmetern nahm die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide ab. Von nun an fuhren wir in steilem Auf und Ab durch Weinberge: Weinstöcke von Horizont zu Horizont dazwischen immer wieder Eingänge zu den Tuffsteinhöhlen, in denen die köstlichen Champignons dieser Region wachsen. Allerdings trieb uns die Wolkenfront im Westen an, trotz Steigungen und drückender Hitze kräftiger in die Kette zu treten. Als wir nach rasanter Abfahrt in der Fußgängerzone von Saumur ankamen und wir immer noch kein Schild zum Camping gesehen hatten, grummelte es schon in der Ferne. Schlussendlich fanden wir den Platz dann doch recht schnell, und es begann erst nach dem Zeltaufbau zu regnen. Leider hielt dieser Regen zu lange an, um die Stadt noch ausführlich zu besichtigen. Na ja, dann eben morgen ...

 

07.08.1999 Ausflug nach Fontevraud

über die Weinberge von gestern (40,3 km)

Nach einem gemütlichen Frühstück mit Multi-Cerealienbrot machten wir uns gegen 10:15h gespannt auf den Weg zu einem unserer „Traumziele“: Die Abtei von Fontevraud, in der Henry II Plantagenet, Richard Löwenherz und Aliénor von Aquitanien begraben liegen. Die großzügige Klosteranlage enttäuschte uns dann allerdings sehr. Die Gebäude waren zwar noch erhalten, aber völlig leer: Kein Altar in der Kirche und kein Chorgestühl, kein Herd in der Küche, kein Bett im Dormitorium und kein Tisch im Refektorium – nur Hunderte von Stühlen, die den Besuchern allabendlicher Konzerte und Lesungen dienten. Die Abtei wirkte einfach tot, es kam kein Gefühl für die damalige Zeit auf. Und so waren auch die Grabmale in der sonst leeren und schmucklosen Abteikirche nicht besonders beeindruckend.

Abends bummelten wir durch die belebten Straßen Saumurs und genossen noch einmal die beeindruckende Stadtansicht mit dem Schloss hoch über den Dächern Saumurs und der Loire. Trotz schlechter Wettervorhersage schien heute häufig die Sonne und es war dann schon fast wieder heiß.

 

08.08.1999 Fahrt nach Angers

St. Hilaire – St. Florent – Gennes – Abbaye St. Maur – St. Saturnin-sur-Loire – St. Jean – Les Ponts de Cé (Autobahn) – Camping Lac de Maine (62,9 km)

Mit einer Stunde Verspätung (Gewitterschauer) erreichten wir bei einem 22er Schnitt Gennes. Hier suchten wir Zuflucht vor dem nächsten Schauer in einer Hofdurchfahrt und machten dort Mittagspause (In Gennes gibt es vermutlich die leckersten Mandelcroissants Frankreichs). Bei dann immer noch besorgniserregendem Himmel setzten wir unsere Fahrt auf landschaftlich schönen Nebenstraßen fort und erreichten bei in Böen starkem Gegenwind die Vorstädte von Angers. Bei leichtem Tröpfeln folgten wir der Beschilderung „Camping Lac de Maine“ und fanden uns schließlich auf einer Kraftfahrstraße wieder! (Vielleicht sollte die Redaktion vom ADAC Campingführer nicht nur schreiben, dass der Camping ausgeschildert ist, sondern auch wie?!?) Nachdem wir dann auch die richtige Abfahrt, eine autobahnkreuzähnliche Kurverei unter verständnislosem Hupen der Einheimischen, hinter uns hatten, erreichten wir endlich den Camping und verlegten unsere Stadtbesichtigung auf morgen. Leider fährt der Bus nicht sonntags. Aber essen kann man hier in der Camping-Bar ganz gut, auch wenn der garçon  ein bisschen vergesslich ist. Ach ja, dann haben wir heute auch (endlich) die 1000 km Grenze überschritten, tolles Gefühl!

 

09.08.1999 Stadtbesichtigung Angers

Nach einem lustigen Weinabend in der Campingplatzbar schliefen wir heute (mehr oder weniger) aus und fuhren dann mit dem Bus in die Stadt. Da wir direkt am Château ausstiegen, besichtigten wir dieses auch gleich und hatten sogar das Glück, eine Führung durch die 103 m Wand-Webteppich (Darstellung der Johannes-Offenbarung, Apokalypse) mitmachen zu können. Derweil regnete es draußen, wurde aber weniger, als wir das Schloss verließen. Nach dem Schock, dass mein Fotoapparat den Film nicht weitertransportiert hat und somit alle Fotos ab Chenonceau nicht existieren, verging zumindest mir die Lust an einer weiteren Stadtbesichtigung. Und die Tatsache, dass am Montag die meisten Geschäfte geschlossen haben, ließ uns schon kurz nach Mittag gen Campingplatz fahren. Unterwegs kauften wir in einem riesigen „Magasin“ (Shopping-Mall) irgendwo in der Peripherie ein und verbrachten den Rest des Tages bei einzelnen Schauern mit Lesen.

 

10.08.1999 Fahrt nach La Varenne

Bouchemaine – Savennièrres – Possoière – L’Alleleud – D210 - Montjean – St. Florent – Le Morrliaise – La Rabutière – Beau Regret – Champtoceau (93,8 km)

Glücklicherweise war es trocken als wir aufstanden. Als wir um 8:40h losfuhren, geschah das in der Ahnung, 80 km vor uns zu haben, bei denen uns der Wind ins Gesicht blasen würde. Direkt nach Ausfahrt vom Campingplatz stieg die Straße steil an und wir kamen bei kühler Morgenluft mächtig ins Schwitzen. Der kühle Gegenwind (gerade bei den Abfahrten) ließ uns hingegen unangenehm frieren. Nachdem wir dann endlich die D 210 mit Hilfe einer Skizze eines Einheimischen gefunden hatten, kamen wir schneller voran (Schnitt: 18 km/h). Die Strecke führte uns direkt an der Loire entlang. Auch nachdem wir die Loireseite gewechselt hatten, blieb der Weg eben. So gut wie möglich wichen wir der D 751 aus, um Steigungen aus dem Weg zu gehen. Hier führte uns die Straße durch verlassene Gegenden zwischen Fluss und Hügel. Wieder auf der D 751 ging die Fahrt durch die letzten Weinberge des Anjou, auch hier gibt es noch einige Schlösser. La Varenne ist ein verschlafenes Dorf an der Grenze zum Departement Loire-Atlantique, so verschlafen, dass der Mini-Supermarkt dienstags geschlossen hat und wir zum Einkaufen in das sechs Kilometer entfernte Chapelle de Basse-Mer fahren mussten, aber der Camping hier ist niedlich, billig und hat schön heiße Duschen.

 

11.08.199 Fahrt nach Paimbœf über

D 751 – la Roche – St. Sebastian – irgendwie durch Nantes – Flughafen – St. Aignan – Grandlieu – Bouaye – Le Pellerin – entlang des Canal de la Martiniére – unbekannte Dörfer (nicht auf der Karte verzeichnet, ebensowenig wie die Straßen) - Paimbœf (91,2 km)

Mit Schrecken stellten wir heute kurz vor der Abfahrt fest, dass ich den Wecker eine Stunde zu spät gestellt hatte! Ein schöner Start für diesen tollen Tag!

Es sah zwar nicht nach Regen aus, aber der Himmel war so bedeckt, dass man von der Sonnenfinsternis nicht so viel sehen konnte. Die Stadtdurchfahrt von Nantes gestaltete sich sehr chaotisch, bedingt durch zweigeschossige Kreisverkehre und ähnliches. Schließlich kamen wir nicht ganz dort raus, wo wir wollten. Aber um endlich dem Stadtverkehr zu entkommen, nahmen wir den Umweg in Kauf. Der anschließende Streckenabschnitt entlang des Kanals war sehr schön und ruhig zu fahren, wenn uns auch die verrotteten Holzplanken einer gesperrten Brücke Unbehagen beim Darüberhinwegrollen bereiteten. Nach einigem Herumgekurve in der absoluten Pampa (zum ersten Mal in unserem Leben sahen wir ein Zigeuner-Camp) erreichten wir reichlich spät (16:00h) genervt und kaputt Paimbœf, ein hässliches, verschlafenes Dörfchen vor den Toren von St. Nazaire. Die Brücke über die Loire-Mündung sieht man schon. Die Fahrt entlang der Loire haben wir dann heute, mit einer nicht ganz so tollen Etappe abgeschlossen.

 

12.08.1999 Fahrt nach Le Croisic

St. Nazaire – St. Marc – Pornichet – la Baule – Batz-sur-Mer (68,3 km)

Nachdem wir pünktlich aufgestanden sind, haben wir uns um 9:00h auf den Weg durch einen dunstigen Morgen, der einen sonnigen Tag versprach, gemacht. Je näher wir der Brücke kamen, umso mulmiger wurde uns, denn der Gedanke, die nun auf vier Kilometer Breite angeschwollene Loire in 62 m Höhe zu überqueren und der Anblick der steilen Rampen der Brücke verursachten am frühen Morgen einfach Unbehagen. Zum Glück war der Aufstieg weniger problematisch als erwartet und der Blick nach links auf den Atlantik und den Hafen von St. Nazaire und nach rechts auf die Loire, unsere letzte Übernachtungsstation, und das 900 km flussaufwärts gelegene und 17 Tagesetappen entfernte Le Puy entlohnte die Anstrengung allemal.

Nach rasanter Abfahrt fuhren wir durch den Hafen von St. Nazaire (O-Ton Wiebke: „Das hier ist der häßlichste Hafen, der mir je untergekommen ist!“). Dann ging es in ständigem und zum Teil sehr steilen Auf und Ab (von wegen am Meer wird es eben) nach la Baule. Die Straße durch den Ort war eine Promenade, „sehen und gesehen werden“ zwischen Strand und Erholungsfabriken, vier Kilometer lang und Stress mit Inlinern. Danach wurde es beschaulicher, die Côte Sauvage ist eine Steilküste zwischen 3 und 12 m über dem Meer mit zum Teil sehr rauen Felsformationen. Mich erfasste beim Anblick des Atlantiks und beim Geruch nach Seetang und Salzwasser die Euphorie, nach 1291 km im Sattel dort angekommen zu sein, wo ich hinwollte.

Schnell jedoch wurde dieses Gefühl davon getrübt, dass in Le Croisic alle Campings voll belegt waren; wir fuhren also nach Batz-sur-Mer zurück und hatten beim ersten Camping sofort das Glück der Tüchtigen (wie so oft in diesem Urlaub). Nachmittags brutzelten wir in der Sonne (~28°C) und nach dem Abendessen ließen wir die letzte Etappe bei einer Flasche Wein und Sonnenuntergang über dem Meer ausklingen. Jetzt hoffen wir auf noch mehr Sonne in den nächsten Tagen und eine unkomplizierte Rückfahrt.

 

13.08.1999 1. Ruhetag Batz-sur-Mer (10 km)

Bei bewölktem Himmel suchten wir zunächst all die Schnecken von unserem Zelt und machten uns dann per pedes auf den Weg nach Batz. Es ist ein ganz niedlicher Ort mit einer schönen, an die alten, stürmischen Seefahrerzeiten erinnernden Kirche. Gegen Mittag suchten wir uns eine ruhige Stelle am Pointe du Croisic und verbrachten dort, relativ ungestört, die Zeit mit lesen und schlafen. Bei fast Hochwasser (erstaunlicher Tidenhub hier) fuhren wir über die jetzt völlig überlastete Touri-Küstenstraße zurück.

 

14.08.1999 2. Ruhetag Batz-sur-Mer

Heute Morgen gab es bei kräftigem Westwind viel Nieselregen, der uns aber nicht davon abhielt, trotzdem zum Strand hinunterzugehen und uns die bewegte See anzusehen. Leider waren wir nach kurzer Zeit sehr nass und wärmten uns in der Campingplatzbar auf. Nach kurzer Mittagspause radelten wir bei nach wie vor starkem Wind ums Kap (6 Beaufort). Wenigstens einmal wollten wir die Füße in den Atlantik stecken und stellten dabei fest, dass das Wasser sehr kalt ist, oder sagen wir mal: kühl. Unseren in allen Bereichen äußerst gelungenen, erholsamen und aufregenden Urlaub rundeten wir mit einem feudalen Abendessen in einer schnuckeligen Créperie mit Gallettes, Crépes und Cidre bretonisch ab.

 

15.08.1999 1. Rückfahrtag

Le Croisic – Nantes – Paris (Montparnasse – Boulevard Haussmann – Champs d’Elysées – Place de la Concorde – Louvre – Tour Eiffel – Gare de l’Est) - Karlsruhe  (27 km) 

Nach dem wir um 7:00h aufgestanden sind, fuhren wir zum Bahnhof nach Le Croisic. Von dort ging es nach dem Frühstück auf dem Bahnsteig mit einer Bimmelbahn (immerhin elektrisch) nach Nantes. Hier vertreiben wir uns nur mühsam die zwei Stunden Aufenthalt. Bei der nachfolgenden Fahrt im TER (Train Express Régionale) konnten wir unseren Radweg entlang der Loire auch noch weiter zurückverfolgen und erkannten die ein oder andere Loirebrücke wieder. In Paris angekommen, erwischten wir in Windeseile die richtigen Boulevards und erreichten nach ca. 25 Minuten stressfrei den Ostbahnhof. Zunächst fanden wir es etwas ungünstig, unsere Räder nicht auch einschließen zu können, beschlossen dann aber, unser Sightseeing in Paris mit dem Fahrrad, aber ohne Gepäck zu unternehmen. Und so konnte man kurze Zeit später zwei deutsche Touristen fröhlich den Boulevard Haussmann herrunterradeln sehen. Wie bei der echten Tour de France fuhren auch wir anschließend vom Triumphbogen zum Place de la Concorde, schoben durch die Tulierés und schauten dann am Eiffelturm, wie viele Tages es noch sind bis zum Jahr 2000: 139. In der Nähe des Bahnhofes gab es dann bei dem großen gelben M ein dickes Abendessen. Auch der Zug nach Karlsruhe fuhr pünktlich ab, das Gepäckabteil war voll von Fahrrädern deutscher Touris, so dass wir erst einmal die Packreihenfolge festlegen mussten. Wer zuletzt aussteigt, belädt zuerst, aber liegt Baden-Baden eigentlich vor oder hinter Karlsruhe???

 

16.08.1999 2. Rückfahrtag

Karlsruhe – Dortmund (5,4 km)

Trotz der dröhnenden Achse unseres Waggons fanden wir etwas Schlaf, kamen pünktlich in Karlsruhe an und bestiegen den IC 604 nach Dortmund. Momentan befinden wir uns zwischen Mannheim und Frankfurt-Flughafen, die Sonne geht auf und es verspricht ein schöner Tag zu werden....

Und in der Tat, als wir um 10:20h in Dortmund aus dem Zug stiegen, war der Himmel nur leicht bewölkt, die Sonne schien und es war (für deutsche Verhältnisse) angenehm warm. Quer durchs Kreuzviertel radelten wir zum Studentenwohnheim und addierten noch einmal 5,4 km dazu. So erreichten wir 1361 zurückgelegte Kilometer.